Neuer Partner für das Kindeswohl

In das Frühwarnsystem zugunsten des Kindeswohls werden jetzt auch die Mitarbeiter der Arge einbezogen.

Mönchengladbach. Es geht nicht um Kontrolle. Und es geht nicht darum, Eltern zu reglementieren. "Wir sind nicht die Jugend-Polizei", sagt Norbert Deckers, Leiter des sozialen Dienstes im Stadt-Jugendamt, "die Eltern ihre Kinder wegnehmen will." Es geht um Hilfe zugunsten des Wohles des Kindes, bevor das in den Brunnen gefallen ist "oder unter Blumen vergraben gefunden wird", erinnert er an traurige Fälle der jüngsten Vergangenheit.

Eingebunden in das Netzwerk, das die Stadt kontinuierlich aufbauen will, waren seit 2006 die Kinderkrankenhäuser. Seit November 2007 gibt es eine schriftliche Vereinbarung mit der Arge (Arbeitsgemeinschaft für Beschäftigung).

Die ist in mehrerlei Hinsicht ein interessanter Partner für das Anliegen des Jugendamtes. "Wir betreuen in Mönchengladbach 37000 Menschen, darunter 11000 Kinder", sagt Klaus Müller, Geschäftsführer der Arge.

Seine Mitarbeiter kennen die Lebensumstände ihrer Kunden ziemlich genau. "Wenn eine Mutter mit drei Kindern auf 40 Quadratmetern in zwei Zimmern lebt, dann steht das in unseren Akten", sagt Müller.

Dann schläft das Kleinkind womöglich mit der Mutter auf einer Klappcouch im Wohnzimmer. "Da bekommt das Kind den Fernsehkonsum der Mutter automatisch mit", so Deckers. Einer von 20 Fällen, in denen in diesem Zeitraum ein Beratungsgespräch zwischen Mitarbeitern beider Behörden geführt wurde. Anschließend wurde ein Kontakt zum Fachbereich für Soziales und Wohnungswesen hergestellt, eine größere Wohnung vermittelt "und von uns bezahlt", sagt Müller.

Ein andermal wollte eine Mutter mit einem Säugling von der Arge einen Energiekostenzuschuss, weil sie die Nachzahlung für Strom selbst nicht leisten konnte. Der war bereits seit einem halben Jahr abgeschaltet. "Dann greifen wir ein und können eine Ratenzahlung vermitteln", sagt Deckers.

Dritter Fall: Ein Mann erscheint mit einem Kind an der Hand schon morgens alkoholisiert bei der Arge. "Auch da muss man genau nachsehen, wie es dem Kind in dieser Familie geht." In solchen Fällen neigen bislang nicht nur Mitarbeiter der Arge dazu, das - wenn auch missbilligend - lediglich zur Kenntnis zu nehmen.

"Jetzt haben sie einen festen Ansprechpartner im Amt, dem sie den Fall schildern können, ohne Namen zu nennen", so Deckers. Das Gespräch vermittelt den Arge-Mitarbeitern Sicherheit. Schließlich wolle niemand einen anderen in ein falsches Licht rücken.

"Wir können Wege zeigen, wie man am besten mit der Sache umgeht", versichert Deckers. Konflikte mit dem Datenschutz sieht keiner der Beteiligten. "Das Kindeswohl steht vor den Belangen des Datenschutzes", sagt der Sozialdezernent der Stadt, Michael Schmitz, unmissverständlich.

Für die Stadt hört die Sorge um das Kindeswohl nicht mit der Einschulung auf. Im nächsten Schritt werden die Grundschulen in das Frühwarnsystem einbezogen. "Wir haben dann einen Mitarbeiter, der sich um die Schulen kümmert", stellt Deckers in Aussicht. Eine Zusammenarbeit mit Kindergärten ist ebenfalls angedacht.