Kevelaer: Rummel und wahre Einkehr

Kevelaer gilt als einer der bedeutendsten Wallfahrsorte Deutschlands.

Kevelaer. Kerzen, wohin das Auge blickt. Alle möglichen Sprachen mischen sich, es geht international zu auf dem Marktplatz in Kevelaer, der eigentlich Kapellenplatz heißt. Kein Wunder, kommen doch jedes Jahr knapp eine Million Pilger in die Stadt, um die Marienbasilika zu besuchen und göttlichen Beistand zu erflehen. Sie glauben an ein Ereignis, das 1641 stattgefunden haben soll. Damals hörte der einfache Kaufmann Hendrick Busman eine Stimme, die ihm eingab: "An dieser Stelle sollst Du mir eine Kapelle bauen."

Daraus wurde ein Heiligenhäuschen mit dem Bildchen "Unserer lieben Frau von Luxemburg", der Trösterin der Betrübten. Und nicht viel später, so heißt es, sei von ersten Wunderheilungen berichtet worden.

Seitdem kommen die Pilger in Scharen. Vor allem zu Fuß, aber auch per Fahrrad oder auch mit dem Motorrad, wie Gerd Nijstad. Er ist Motorradfahrer, ein harter Bursche. Mit seiner Harley steht er vor der Kirche in Kevelaer. Und lässt sich und seine Maschine segnen. "Auch wenn die Motorradfahrer immer sehr hart wirken, gehören viele zu der bundesweiten Gemeinschaft der christlichen Motorradfahrer", sagt Gerd Nijstad: "Man trifft sich, um andächtig zu werden und nachzudenken."

Dem Ort jedenfalls hat es nicht geschadet. Rund um den kirchlichen Marktplatz mit Basilika und Kapellen haben sich viele Geschäfte angesiedelt, die Devotionalien verkaufen - vom Mutter-Gottes-Bildchen bis zum Gewand. Auch Hotels und Gasthäuser leben vom Rummel, und wenn Schulklassen über den Marktplatz geführt werden, freut sich auch der Eisverkäufer an der Ecke über die Nachfrage.

Vor allem freitags und montags kommen die Pilger, dann ist die Stadt proppenvoll. Aber dass es dennoch ruhig bleibt, es eine würdevolle Atmosphäre gibt, dafür sorgt auch das viele Grün auf dem Marktplatz. Hohe Bäume, Sträucher, Blumenschmuck machen das Pflaster zwischen den Kapellen so anheimelnd. Wem es dennoch zu rummelig ist, dem bleibt immer noch der Weg über den Brunnenhof zur Beichtkapelle.

Hier ist man ganz für sich, kann seine innere Ruhe finden. Das Gerangel um die Kerzen und Devotionalien ist hier ganz weit weg - und es wird dabei ganz egal, ob sie nun 30 oder 80 Cent kosten.