Casa Taller, Stätte der Hoffnung

Sie ist in die Jahre gekommen, weiterhin sehr aktiv und betreut 30 Projekte.

Mönchengladbach. 90.000 Kinder arbeiten in Santafé de Bogotá auf der Straße, weil ihre Eltern sie nicht ernähren können. 100 Familien kommen täglich aus ihren ländlichen Heimatorten in die kolumbianische Hauptstadt, um vor Gewalttaten des Militärs und der Guerillas zu fliehen: "Menschen, die das Elend in der Stadt noch vermehren", sagt Renel Garzia.

Der Kolumbianer kennt die Situation in Bogotá gut. In seiner Heimat arbeitet er für das Werkstatt-Projekt Casa Taller der Stiftung Creciendo Unidos. Die private Organisation kämpft seit 23 Jahren für die Rechte der arbeitenden Kinder und bietet einigen tausend Heranwachsenden die Möglichkeit, in hauseigenen Werkstätten eine berufliche Grundausbildung zu absolvieren - ein Einsatz für die Ärmsten, der auch durch Hilfe aus Deutschland möglich wird.

Casa Taller ist eines von 30 Projekten, das der Mönchengladbacher Verein Aktion Friedensdorf - Kinder in Not unterstützt. Das von Gewalt und Flüchtlingselend geprägte Kolumbien "ist ein Schwerpunktland unserer Arbeit", sagt Helmut Göbels, Vorstandsmitglied des Vereins. Der Mönchengladbacher ist Gründungsmitglied von Aktion Friedensdorf.

Am Anfang der Vereinsgeschichte stand vor genau 40 Jahren der Wunsch, kriegsversehrten Kindern aus Vietnam zu helfen. In Zusammenarbeit mit der Kinderhilfsorganisation "terre des hommes" wurden 50 Kriegsopfer in Mönchengladbach versorgt. "Die Betroffenheit über das Leiden der Menschen und der Wunsch, mitzuhelfen, ihre Wunden zu heilen", ließ die Vereinsmitglieder auch nach dem Ende des Vietnamkriegs nicht los, so Göbels.

Aktion Friedendorf baute innerhalb von vier Jahrzehnten verschiedene Straßenkinder- und Bildungsprojekte in Brasilien, Chile, Guatemala und Ghana auf, deren wesentliche Prinzipien die Hilfe zur Selbsthilfe und die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf beiden Seiten ist.

Ein Grund dafür, dass Renel Garzia in diesen Tagen nun schon zum dritten Mal Mönchengladbach besucht: "Persönliche Kontakte sind lebensnotwendig, wenn man eine Bürgerinitiative über einen solch langen Zeitraum am Leben halten will", sagt Helmut Göbels, der selber mehrfach Kolumbien besuchte.

Diese Kooperation beider Partner auf Augenhöhe ist ebenso ein Erfolgsrezept für die langjährige Arbeit des Vereins wie sein Netzwerk an Unterstützern. 1977 half Aktion Friedensdorf mit einer Spende von 200.000 DM 15 landlosen Bauern in Kolumbien, sich selbst zu versorgen. Heute haben die 73 Kinder der Familien alle eine Schule besucht, einige haben sogar studiert: "Weil wir sehen, was unsere Hilfe konkret bedeutet, besteht kein Grund zu resignieren", sagt Helmut Göbels.

Und zum 40. Geburtstag wünscht sich Aktion Friedensdorf vor allem interessierten jungen Nachwuchs, der seine Ideen und Kreativität mit in die ehrenamtliche Arbeit des Vereins einbringt.