„Das ist der Anno Jansen“

Nicht alle Erstwähler sind gut informiert. Die WZ hat einige befragt.

Mönchengladbach. Die Antwort kommt zögernd. "Ich glaube, das ist Anno Jansen (richtig ist Anno Jansen-Winkeln, die Redaktion). Der ist von der FDP?", sagt Corinna Krüger eher fragend als überzeugt und weist auf das Porträt des Kommunalpolitikers.

Auch einige andere Schüler müssen erst überlegen, bis sie die Namen aller Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters nennen können: "Das ist Bude, der ist von der SPD und Oberbürgermeister", stellt Harini Hemesh fest, und Lirian Vinca weiß sogar, für welches Programm dessen Partei steht: "Die SPD ist eher für Bildung und Elternwille. Das habe ich jedenfalls auf den Plakaten gelesen".

Im Politikunterricht der 10d am Gymnasium Geroweiher wird heute über das Thema Kommunalwahl diskutiert. In der letzten Unterrichtsstunde vor dem Urnengang will Lehrerin Margarete Czekalla noch einmal die Parteien und ihre Programme vorstellen: "Wir arbeiten die verschiedenen Zielsetzungen heraus und prüfen, welche Grundsätze zu Themen wie Bildung oder Kultur von den einzelnen Parteien vertreten werden." Immerhin gehören sechs ihrer Schüler zu den 13.900 in Gladbach, die am Sonntag zum ersten Mal ihre Stimme abgeben dürfen.

Ob die 16-jährigen Schüler vom Geroweiher ihr Wahlrecht nutzten werden, wissen noch nicht alle. "Wählen gehe ich, aber ich weiß nicht genau, welche Partei", sagt Johanna Gerretz. Darüber wolle sie erst mit ihren Eltern reden: "Ich entscheide mich jedoch ganz alleine", betont die Schülerin. Niklas Gödde ist sich absolut sicher, wem er seine Stimme gibt: "Denjenigen, die etwas für die Interessen der Jugendlichen machen wollen", erklärt der 16-Jährige.

Corinna Krüger will zwar wählen, glaubt aber nicht, dass alles, was versprochen, auch umgesetzt wird: "Die Politiker stellen ihre eigene Partei gut und die andere schlecht dar". Ob das alles so stimme, bezweifelt die Erstwählerin. "Weil die Hälfe der Wahlversprechen nicht umgesetzt werden", will Kevin Plachetta am Sonntag gar nicht erst gehen. Julian Simon bleibt am Wahlsonntag zu Hause, weil Kommunalpolitik für ihn einfach uninteressant ist.

Wofür stehen die Parteien eigentlich? "Die Grünen setzen sich für die Umwelt ein. Von den anderen Parteien weiß ich nicht viel", sagt Fabienne Prieß. Infos zur Kommunalpolitik finden die Schüler auf Wahlplakaten und Werbeflyern. "Manchmal sehe ich mir auch die Spots der Parteien bei Youtube an", erklärt Kevin.

Dass am Sonntag Oberbürgermeister, Stadtrat und Bezirksvertretungen gewählt werden, ist nicht allen Neuwählern klar: "Ich habe euch die drei Stimmzettel doch bereits vorgestellt", sagt ihre Lehrerin. Für Czekalla steht in dieser Stunde noch jede Menge Aufklärungsarbeit an. Ihre Botschaft an die 16-Jährigen: "Geht wählen! Wenn nicht, unterstützt ihr diejenigen undemokratischen Parteien, die ihr eigentlich nicht im Stadtrat haben wollt".