Das sind die weiteren Kandidaten für Mönchengladbach-Südost

<h2>Lena Zingsheim, Bündnis 90/GrüneWer einmal Mitgliederversammlungen der Mönchengladbacher Grünen besucht hat, wundert sich: In der Regel findet sich da ein Kreis von Menschen, die jenseits der 50 Jahre alt sind.

Sie eint die ökologische Bewegung, der Kampf gegen Atomkraft und Castor-Transporte. Zwar haben die Gladbacher Grünen immer gute Nachwuchspolitiker gehabt, die in der Grünen Jugend aktiv waren. Doch die meisten haben die Stadt irgendwann wegen Studium, Familie und Beruf verlassen.

Das sind die weiteren Kandidaten für Mönchengladbach-Südost
Foto: Parteien

Lena Zingsheim ist geblieben. Und sie ist mittlerweile ein Aushängeschild der Grünen: Erst 23 Jahre alt, weiblich, unbekümmert und mit einer Vita, die typisch grün und ökologisch ist. In Wickrathhahn geboren, später in der Montessori-Grundschule in Güdderath und in der Gesamtschule Espenstraße zur Schule gegangen, da Schülersprecherin. Sie verzichtet auf ein Auto, nach Köln zum Studium (Lehramt Sonderpädagogik) fährt sie mit dem Zug. Für sie, sagt sie, sei es nie Thema gewesen, Mönchengladbach fürs Studium zu verlassen. Denn hier könne sie noch viel mitgestalten, hier entwickele sich die Szene besonders dynamisch, hier leben Familie und die meisten Freunde. Als die Grünen ihre Landesliste aufstellten, blieben die Gladbacher Kandidaten einmal mehr außen vor. Lena Zingsheim hat aber selbst bewusst darauf verzichtet, sich für eine Platzierung in den Vordergrund zu schieben. Sie will zunächst ihr Studium beenden (derzeit schreibt sie an der Master-Arbeit), danach als Lehrerin arbeiten. Politik — sie ist in der Bezirksvertretung Süd — werde sie auf jeden Fall weiter machen, die Themen Inklusion und Ökologie stehen im Mittelpunkt.

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Ein junges Gesicht bei den Liberalen: Daniel Winkens ist 26 Jahre alt, kommt aus Odenkirchen und hat hier 2009 am Gymnasium das Abitur gemacht. Danach folgte ein beruflicher Weg, der ungewöhnlich ist: Winkens studierte Geschichte und Politik, schloss mit dem Master ab und will noch promovieren. Weil ihm die Ausrichtung und die damit verbundenen Unsicherheiten aber zu groß waren — er hätte gerne eine Hochschullaufbahn eingeschlagen —, sattelte er noch einmal komplett um: Er macht ein Duales Studium an der Hochschule Niederrhein, studiert Betriebswirtschaft und macht eine Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann.

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Zur Politik kam er als 15-Jähriger, als er mit seinem Vater eine Wahlkampfveranstaltung besuchte: Es sprach Franz Müntefering, damals Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Als Winkens seine politische Richtung wählte, verschlug es ihn zur FDP. 2009 kandidierte er für den Rat, damals noch in Giesenkirchen. 2014 versuchte er es erneut, dieses Mal in Odenkirchen. Das Ergebnis war passabel, lag sogar über dem FDP-Durchschnitt in der Stadt. Und als das liberale Urgestein Peter Dörrenberg ihn auf die Landtagskandidatur im Süden ansprach, da sagte Daniel Winkens nach Bedenkzeit zu.

Seitdem macht er neue Erfahrungen, wenn er Reden halten oder FDP-Positionen in Podiumsdiskussionen vertreten muss. Eine realistische Chance auf ein Mandat hat er nicht. Auf direktem Wege wird er’s nicht schaffen, über Liste — da hat er eine Position in den 80ern — ebenfalls nicht. 2020 will er wieder antreten. Dann aber wieder für den Rat.

Intensive Arbeit in Hochschulgruppen, Anti-Atomkraft-Bewegung, Außerparlamentarische Opposition (APO): Wer diese politische Vita hat, landet oft bei den Grünen. Oder bei den Linken. Bei Torben Schultz ist es Die Linke, weil er im Zuge der Hartz-Gesetze 2009 eine politische Heimat suchte. Er war noch parteilos, als er die Gründung der Parteigliederung in Mönchengladbach begleitete. Heue ist der 45-jährige studierte Diplom-Sozialpädagoge Fraktionsvorsitzender der Linken im Rat.

Da überrascht er. Wirkten die Linken in früheren Ratsbesetzungen oft bärbeißig und wurden gemieden, sorgt Schultz heute mit Witz, mitunter sehr feiner Ironie und klaren Positionen dafür, dass ihm die anderen Ratsmitglieder zuhören, ihm auch gelegentlich politisch folgen. Freies W-Lan, Tihange-Resolution, Programm gegen Rechtsextremismus — da hat die Partei Die Linke durchaus Akzente in der Arbeit des Rates und seiner Ausschüsse gesetzt. Mit Schultz an der Spitze. Und wenn man ihn fragt, warum er keinen Listenplatz bekommen hat, dann antwortet er keck: „Na, weil ich den Wahlkreis direkt hole!“ Und lacht.

Politisch verfolgt der gebürtige Hamburger natürlich linke Ziele. In Mönchengladbach würde er zum Beispiel die Gewerbesteuer deutlich anheben und höhere Ausschüttungen von der Stadtsparkasse fordern. Als Landespolitiker will er gegen Lohndumping und sachgrundlose Befristungen von Arbeitsverhältnissen vorgehen. Das größte Problem sei die soziale Ungerechtigkeit, und die habe sich unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft noch verfestigt, behauptet Schultz. web