Der Engel, der nicht schwebt
Nach 50 Jahren kehrt ein Kunstwerk nach St. Marien zurück. Nicht nur Hans-Paul Dassen ist froh darüber.
Mönchengladbach. Schwebend erschien er nicht — der Engel, der nach 50 Jahren Abwesenheit nach St. Marien zurückgekehrt ist. Pünktlich zur Karwoche, denn in der Darstellung bringt der Engel Jesus, der in Todesangst auf dem Berg „Gethsemani“ um seine Errettung betet, den Kelch, der also nicht an ihm vorübergehen wird. „Aber er nimmt Jesus unter die Höhlung seiner mächtigen Schwingen, unter denen er sich geborgen fühlen darf“, nennt Pastor Klaus Hurtz die Geste, die er „atemberaubend“ findet.
Das Kunstwerk stammt aus dem Jahr 1924. Die Gemeinde hatte Geld zum silbernen Priesterjubiläum von Pfarrer Radermacher gesammelt, mit dem das riesige Holzrelief bei dem in Kleve lebenden Bildhauer Achilles Moorgat in Auftrag gegeben wurde.
1961 wurde der Architekt Hans-Paul Dassen damit beauftragt, die Kirche leer zu räumen, weil damals kahle Kirchenräume modern wurden. „Aber ich konnte den Engel nicht wegwerfen oder verbrennen, ich habe ihn gelagert“, sagt der 80-Jährige, der bei Radermacher zur Kommunion ging.
Als vor 15 Jahren der Tischlermeister und Restaurator Peter Buschmann das Lager von Dassen übernahm, blieb der Engel darin. „Er blieb unversehrt“, berichtet dieser, „musste lediglich gesäubert werden“, was aufwändig war. Das Kunstwerk ist bemalt.
„Am Donnerstag haben Buschmann und Mitarbeiter den Engel an seinen Platz gehieft“, sagt Hurtz. Der wiegt 300 Kilo. Der Weg in die Sakramentskapelle ist schmal, verwinkelt und führt über vier Stufen, so dass kein Hubwagen zur Hilfe genommen werden konnte. Am neuen Platz wird der Engel der Öffentlichkeit zugänglich sein. „Wir haben ihn an der Wand verankert, damit er nicht umfällt“, sagt Buschmann, „denn schweben kann er ja nicht.“