Die große Krise überlebt
Der Textilhersteller Aunde hat Werke in 25 Ländern. Zu den Kunden zählt VW.
Mönchengladbach. Es ist laut in der riesigen Halle des Unternehmens Aunde an der Waldnieler Straße: Lange Reihen von Webmaschinen produzieren Stoffe, orange, blau, schwarz. Nur wenige Mitarbeiter sind zu sehen. Ein Weber ist heute für fünfzehn Webmaschinen zuständig.
Als das Mönchengladbacher Traditionsunternehmen Aunde als Achter & Ebels vor mehr als hundert Jahren begann, Stoffe für Männerkleidung zu weben, war das noch ganz anders. An jedem Webstuhl saß ein Weber. „Die Branche hat sich von der lohnintensiven zur kapitalintensiven Herstellung gewandelt“, erklärt Rolf Königs, Geschäftsführer der Aunde Group.
Hinter jedem Arbeitsplatz in der Weberei stehe heute eine Investition von etwa 5 Millionen Euro. Aunde gehört zu den Unternehmen in Mönchengladbach, die die große Krise der Textilindustrie in den 70er und 80er Jahren nicht nur überlebt haben, sondern sich durch kluge Entscheidungen und rechtzeitige Internationalisierung erfolgreich als Produzent innovativer Textilien positionieren konnten.
„Wir haben Ende der 70er Jahre zwei Entscheidungen getroffen“, erklärt Rolf Königs. „Wir wollten vom Tuchhersteller zum Systemlieferanten und vom Einzelunternehmen zur Gruppe werden.“ Das hat geklappt: Heute agiert das Unternehmen international und macht einen Umsatz in Milliardenhöhe als Zulieferer der Automobilindustrie. Aunde produziert alles — vom Garn bis zu den Bezügen. Außerdem hat man einen Hersteller von Sitzen übernommen und kann jetzt das Komplettpaket anbieten. Man produziert Sitze für alle großen Marken: Mercedes gehört ebenso zu den Abnehmern wie VW oder Fiat.
In Mönchengladbach arbeiten 200 Mitarbeiter für das Unternehmen. Sie stellen im Jahr vier Millionen laufende Meter Stoff her. Diese werden vor Ort auf Haltbarkeit oder Brennverhalten geprüft. „Jeder Autohersteller schreibt eigene Prüfungen vor“, erklärt die Betriebsleiterin, während die Stoffe auf Reißfestigkeit, Belastbarkeit oder Entflammbarkeit getestet werden.
Stolz ist die gesamte Textilbranche auf ihre Innovationskraft. „Zwanzig bis fünfundzwanzig Prozent der Umsätze erzeugen wir mit Produktneuheiten“, so Königs. Textilien sind inzwischen dreidimensionale Designelemente, sie dämmen Lärm und filtern Gerüche aus der Luft. Auch intelligente Textilien für die Luftfahrt gehören zum Angebot. „Wir haben die Kurve gekriegt, indem wir uns bewegt haben“, fasst Königs die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zusammen.