Dirk Cienciola: Der Herr der Postpakete

Dirk Cienciola ist in Bettrath bekannt. Nach dem Boten können Kunden die Uhr stellen.

Mönchengladbach. Seine Kunden können die Uhr nach ihm stellen. "Die verlassen sich auf mich", sagt der DHL-Zusteller Dirk Cienciola. Wer etwas bestellt hat, weiß ziemlich genau, wann er zuhause sein muss, will er die Lieferung selbst in Empfang nehmen.

Pünktlich ist Cienciola nicht nur den Kunden zuliebe. Je weniger Sendungen von Kunden, die er nicht angetroffen hat, er in der Packstation hinterlegen muss, um so weniger Arbeit - Cienciola spart sich so einen Weg.

Er bremst den postgelben Transporter, schnappt sich eine Sendung und springt aus dem Wagen. Als die Tür ins Schloss gleitet, überquert er schon die Straße, drückt noch kurz die Fernbedienung, um den Wagen abzuschließen - und dann schon die Klingel seiner Kundin.

Die Tür öffnet sich, und er ruft "Packetpost" durchs Treppenhaus. Mit seinem "Handheld", einem kleinen Taschencomputer, scannt er den Strichcode auf der Sendung, die Kundin bestätigt den Erhalt mit einer Unterschrift auf der kleinen Bildfläche.

Da hat sich Dirk Cienciola auch schon freundlich von ihr verabschiedet, schwungvoll geht es treppab, wieder ins Auto, wieder tritt er aufs Gaspedal. Die meisten Postpakete enthalten bestellte Ware. "Aus Katalogen, Ebay, Doc Morris", der Versandhandel boomt - und mit ihm das Geschäft für die Zustellbetriebe. Und auch die Kataloge gehen durch seine Hände, sie kommen nicht über den normalen Briefträger. "Die sind verdammt schwer."

50 Meter weiter stoppt er erneut, diesmal ist es ein Schreibwarengeschäft, das neue Ware in einer gelben Plastikbox geliefert bekommt. Bei dem nächsten Stopp, einem Einfamilienhaus, versucht er es nur kurz an der Haustür. Keiner da. "Die sind nie da", kommentiert der DHL-Mann. Sofort setzt er sich wieder in Gang, und bevor er die Tür der Nachbarin zur rechten erreicht hat - hat er schon deren Namen in das "Handheld" eingetippt.

Die nimmt das Paket entgegen, unterschreibt, und schon ist Cienciola auf dem Weg zurück. Er füllt einen blauen Zettel aus, auf dem die eigentliche Empfängerin des Pakets davon unterrichtet wird, dass es bei der Nachbarin abgegeben wurde.

Gibt es keine freundlichen Nachbarn in der Gegend, hat er so genannte "Garagenverträge". Der Kunde ermächtigt ihn, die Sendung in einer Garage oder einem anderen vereinbarten Ort zu hinterlegen. Auch dann wird er per blauem Zettel von der Auslieferung unterrichtet.

Sieben Jahre arbeitet Cienciola in Bettrath. Da kennt man ihn. "Ich weiß, wie ich meine Sachen schnell ausliefere." Der nächste Stopp ist ein Mehrfamilienhaus.

Die Dame soll ihren Koffer bekommen, den sie vor der Abreise vom Urlaub per Post zurück nach Hause geschickt hat - "Kostet doch nur zehn Euro, das sperrige Zeug." Cienciola fürchtet, dass niemand da ist. "Ihr Auto steht nicht da." Doch dann öffnet sich die Tür, und der "Herr der Pakete" schleppt den Koffer hinauf.