Einmal ins Innere schauen
Zum Tag des offenen Denkmals öffnete auch die Ev. Kirche Wickrathberg ihre Pforten.
Mönchengladbach. Die Evangelische Kirche Wickrathberg kannte der Besucher aus Mönchengladbach schon vorher - auch das Innere. Gestern konnte der Gladbacher aber auch die Stellen in Augenschein nehmen, "wo man sonst nicht hinkommt".
Zum Beispiel die Orgelempore oder den Turm mit den Glocken aus den Jahren 1350 und 1449. Dazu ist er schließlich da, der Tag des offenen Denkmals. Auch Charlotte Langenberg ließ sich die Chance nicht entgehen, "eine der schönsten Kirchen in der Umgebung" zu besichtigen.
Dabei ist die Wickratherin katholisch, hat aber einen evangelischen Mann geheiratet. Seither fühlt sie sich "von der katholischen Kirche verstoßen" - und besuchte die "Konkurrenz". Ganz praktische Gründe führten dagegen Stephan Fels aus Holt nach Wickrath: "Ich wollte einfach einmal sehen, was so mit EU-Geldern passiert." Und das ist eine ganze Menge bei dieser einzigen Rokokokirche am linken Niederrhein.
Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts war das Gotteshaus noch katholisch, dem Heiligen Nikolaus gewidmet und im romanischen Stil gebaut. Die Glocken - eine davon Marienglocke genannt, weil mit einem zierlichen Relief von Maria und dem Kind geschmückt - und der Hahn zeugen bis heute davon.
Immer wieder jedoch wurde der Bau dem Zeitgeist angepasst. Lange vor dieser Zeit, im Jahr 1050, entstand an gleicher Stelle die erste Saalkirche auf einem fränkischen Gräberfeld. Man entdeckte beides 1960 beim Bau einer Fußbodenheizung.
Nach 1200 erfolgte der Umbau zu einer dreischiffigen Flachdeckenbasilika. Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche gotisiert, das vorhandene Kreuzgratgewölbe zum Sterngewölbe umgestaltet. Im 18. Jahrhundert schließlich entstand die Innenausstattung im Stil des Rokoko, was gerade "in" war.
All diese Eingriffe waren aber nicht gerade förderlich für die Statik. Kurz gesagt, die Kirche drohte einzustürzen. 2001 erfolgte eine Sicherungsmaßnahme. Die Umarbeiten sorgten aber auch dafür, dass die Evangelische Kirche Wickrathberg schließlich komplett saniert und im Juli 2004 als Denkmal wieder eröffnet werden konnte.