Ein böser Brief an Ministerin Sommer
Protest: Lehrer der Gesamtschule Espenstraße protestieren gegen die Herabwürdigung der Schulform durch die Bildungsministerin.
Mönchengladbach. Keine freundlichen Worte haben derzeit die Lehrer der Gesamtschule Espenstraße für ihre oberste Dienstherrin, NRW-Bildungsministerin Barbara Sommer.
Und damit stehen sie wohl nicht allein da: Seit Sommer bei einer Pressekonferenz über die Leistungen der Gesamtschulen beim Zentralabitur äußerte, die Einrichtungen schafften es nicht, ihre Schüler auf ein vergleichbares Leistungsniveau zu bringen wie die Gymnasien, hat sie sich den Unmut von Gesamtschullehrern in ganz NRW zugezogen.
Das Kollegium an der Espenstraße machte dem jetzt mit einem offenen Brief Luft. "Mit diesen Worten diskreditieren Sie unsere professionelle und verantwortungsbewusste Arbeit als Lehrer ... in einer so noch nicht da gewesenen Form", heißt es da. Sommer interpretiere die Daten des Zentralabiturs selektiv gegen die Gesamtschulen und ignoriere positive Aspekte.
Anders als Sommer behaupte, weiche die Durchschnittsnote des Gesamtschulabiturienten lediglich um 0,28 Punkte von denen am Gymnasium ab. "Dies ist eine Erfolgsstory, die Sie qua Amt feiern sollten und müssten, statt die Menschen, die diese Leistung erbracht haben, zu diskreditieren", schreiben die Lehrer.
Das gelte insbesondere, da ein Großteil der Abiturienten der Gesamtschulen nach Klasse 4 keine Gymnasialempfehlung gehabt habe und der Anteil der Abiturienten mit Migrationshintergrund dreimal höher sei als an Gymnasien.
Dass es selbstverständlich durchaus Probleme gebe, etwa in den Bereichen Physik und Mathematik, räumen die Lehrer ein. Das gelte es zu verbessern. Allerdings ignoriere die Ministerin bei ihrer Betrachtung die Leistungen der Gesamtschüler in Deutsch, die sich im Zentral-Abitur (im Vergleich zur Qualifikationsphase) sogar deutlich gesteigert habe.
"Das Kollegium der Gesamtschule Espenstraße ist stolz auf seine fachliche und pädagogische Arbeit, das Engagement seiner Sozialpädagogen, die Mitarbeit vieler Eltern und die Leistungen unserer Schüler. Wir fordern Sie auf, diese Arbeit wertzuschätzen und zu würdigen, anstatt sie zu diskreditieren", beschließen die Lehrer ihren offenen Brief.