Stromschlag: Prozess zieht sich
Angeklagter und wichtigster Zeuge erschienen nicht.
Mönchengladbach. Weil sie ihren Freund in einer Notsituation im Stich gelassen haben sollen, stehen zwei Mönchengladbacher, alle 20Jahre alt, derzeit vor Gericht. Gestern sollte der Prozess vor dem Landgericht weitergehen, ein Angeklagter und der wichtigste Zeuge erschienen aber nicht vor Gericht.
Rückblick in den Oktober 2007: Fünf junge Gladbacher ziehen nachts durch Pongs. Auf einem Spielplatz rauchen die Männer einen Joint. Dabei ist auch ein damals 21-Jähriger, der nach Zeugenaussagen gerade von seiner Freundin verlassen wurde. Auf dem Rückweg vom Spielplatz klettert er an der Wateler Straße über das Brückengeländer zu der darunter verlaufenden Bahnlinie. Laut Polizeibericht hielt er sich an einem Warnschild fest und baumelte mit seinem Körper über dem Abgrund.
Dann kommt es zum Unglück: Der junge Mann verliert die Kontrolle und fällt in die Oberleitung. Ihn trifft ein Stromstoß von 15000 Volt, er liegt leblos am Boden.
Und es passiert das, was jetzt vor Gericht verhandelt wird. Drei 20-jährige Kollegen des Opfers laufen einfach weg, ohne noch einen Blick auf ihren Freund zu werfen, geschweige denn Hilfe zu leisten. "Wir waren völlig unter Schock, wir dachten, der ist tot", so einer der Angeklagten. Der Vorwurf: Nicht einmal telefonisch holten die Männer Hilfe.
Anders reagierte der 20-jährige Hauptzeuge: Er informierte die Rettungsdienste und kümmerte sich um das Opfer. Der Mann überlebte schwerverletzt, große Teile seiner Haut verbrannten. Er musste drei Operationen über sich ergehen lassen.
Der Prozess gegen einen der drei Angeklagten wurde aus Beweismangel eingestellt, die beiden anderen stehen weiter vor Gericht. Der Prozess geht am 25. September weiter.