ECE: Fluch oder Segen?
Einzelhandel: Widerstand gegen das geplante Gladbacher Einkaufs-Center wird aus Viersen angekündigt.
Mönchengladbach. Es wird Widerstand gegen das ECE geben. "Wir werden Einspruch erheben", sagte Winfried Tackenberg aus Viersen. Der Eigentümer eines Einkaufszentrums in der Nachbarstadt war auf Einladung der Gladbacher Bündnis-Grünen ins Haus des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes gekommen und hielt ein Referat zum Thema "Das ECE-Center - Fluch oder Segen für Mönchengladbach? Wie kann der Einzelhandels-Standort Rheydt gerettet werden?".
Tackenberg stellte den rund 100 Zuschauern glaubhaft dar, dass sie mit den Aussagen über die Größe und die Auswirkungen des ECE getäuscht würden. Auch wenn die Investoren versicherten, es werde so viele Kunden aus dem Umland locken, dass der restliche Einzelhandel mit profitiert.
Es werde zu Leerständen in Stadtmitte kommen, so Tackenberg. Einige Einzelhändler der Hindenburgstraße hätten bereits Flächen in dem neuen Einkaufszentrum gebucht. Aber: "Sie brauchen eine Zentrierung in Stadtmitte. Die Wege sind zu lang." Die Frage sei nur, wie groß dieser Mittelpunkt sein müsse. 960 Meter messe die Einkaufsmeile Hindenburgstraße. "Zu lang", so weit laufe kein Mensch, sagt Tackenberg, dessen Kaiser-eck und der Rathaus-Markt, wo er Verwalter ist, nach seiner Aussage "Viersens Norden vor dem Untergang gerettet haben".
Den Immobilien-Besitzern schreibt er ins Stammbuch, dass sie ihren Besitz vernachlässigt hätten. "Die haben nicht aufgestockt. Das ist natürlich rentabel, weil nur das Erdgeschoss die hohen Renditen bringt", aber optisch wären das "Schrott-Immobilien", die das Einkaufserlebnis erheblich minderten. Alle 20 bis 25 Jahre müssten Einkaufsimmobilien "überarbeitet" und den neuen Bedürfnissen des Einzelhandels angepasst werden. Er gibt den Hinweis, dass das Baurecht die Möglichkeit biete, Immobilien-Eigentümer zur Anpassung der Häuser zu zwingen.
Das kritisierte er auch an der Rheydter City. "Da brauchen Sie sich nicht wundern. Wir haben in Viersen mehr gute Filialisten als Sie in Rheydt", sprach er sein Publikum direkt an. Er hatte Fotos mitgebracht, die reichlich Dreck zeigen. Außerdem sei die Verkehrsführung in Rheydt so gestaltet, dass man sich als Auswärtiger nicht zurecht fände. Kein Anreiz für einen zweiten Besuch.
Tackenberg spricht gut 90 Minuten. Aufs Baurecht geht danach auch der zweite Referent ein. Der Münsteraner Wilhelm Achelpöhler erzählt locker, knapp und witzig, wie man in seiner Heimatstadt das ECE-Center verhindert habe. Obwohl die Gesellschaft den Neubau des Stadions für den Fußballverein Preußen Münster finanzieren wollte, was ihnen die Zustimmung zum Einkaufs-Zentrum gesichert hatte. Schließlich waren es zwei Anwohner, die das fertige Packet komplett aufschnüren ließen. Es scheiterte vor allem am zukünftigen Verkehrsaufkommen.
Achelpöhler sieht darin einen wichtigen Hinweis auf die Schwachstelle der Planung in Gladbach. Die Zufahrt über die Bismarckstraße dürfte den Verkehr seiner Meinung nach zum Erliegen bringen. Schließlich zog Achelpöhler das Resüme für Münster: "Ich glaube, wir sind alle froh, dass ECE nicht gekommen ist." Doch auch dort wären Händler und Immobilieneigentümer aufgewacht, bewegten sich, passten u.a. die Immobilien an.