Ein Tiergartenleiter wird zum Besucher

Norbert Oellers war 38 Jahre lang Tiergarten-Chef. Seit Freitag ist er im Ruhestand — und Pate eines Pfaus.

Foto: Jörg Knappe

Mönchengladbach. Er hat die Patenschaft für einen Pfau übernommen und ist Großvater eines einjährigen Enkels. Das sind schon mal zwei Gründe, warum Norbert Oellers auch in Zukunft häufig im Tiergarten in Odenkirchen zu Gast sein wird.

Er ist dann nicht mehr Leiter des Zoos, sondern Besucher. Aber eben ein besonderer, der deshalb auch freien Eintritt auf Lebenszeit hat.

Seit Freitag befindet sich der 64-Jährige in Rente, aber wohl doch auch im „Unruhestand“. Neben dem Enkel und seinen Hobbys Reisen, Jagd und Fahrradfahren wird dafür auch der Pfau sorgen.

Dabei wollte Oellers eigentlich lieber Pate für einen Storch werden. „Störche finde ich schön, weil sie so schön klappern und ein tolles Flugbild abgeben“, sagt er. Aber alle Storchen-Patenschaften waren schon vergeben.

„Seinen“ Tiergarten will Oellers schon bald wieder in vollen Zügen genießen. „Das Frühjahr ist hier die schönste Zeit. Dann blühen die Bäume, und schon morgens um acht Uhr singen die Vögel“, schwärmt er. An seinen Arbeitsplatz wird sich der 64-Jährige auch Zuhause immer wieder erinnern. Da hat er noch Fotos, die ihn im zarten Alter von zehn Jahren beim Füttern einer Ziege im Odenkirchener Zoo zeigen.

Oellers ist froh, dass in den 38 Jahren, die er Tiergartenleiter war, nie etwas Schlimmes passiert ist. Es gab keine Unfälle mit Besuchern, Pflegern oder Tieren. Der schlimmste Unfall passierte vor seiner Zeit. Im April 1971 fiel der vierjährige Helmut in das Bärengehege und wurde von den Tieren angegriffen. Der Junge konnte nur noch tot geborgen werden.

Froh ist der frischgebackene Rentner Oellers darüber, dass er sich auf seinen Abschied ein halbes Jahr lang vorbereiten konnte. Seit dem vergangenen Sommer hat er seine Nachfolgerin eingearbeitet. Aus Liebe zu den Tieren hat Oellers Entscheidungen mitgetragen, die ihm schwergefallen sind.

Dazu gehörte, dass im vergangenen Frühjahr die drei Bärendamen nach Mecklenburg-Vorpommern in den „Bärenpark Müritz“ abgegeben wurden. „Sie hatten ja gesundheitliche Probleme“, sagt Oellers, „aber ihnen geht es dort gut. Ich habe sie schon besucht.“ Sein letztes Projekt, den Bau einer Großvoliere, konnte er nicht mehr umsetzen, weil andere Pläne wichtiger waren.

Der Tiergarten kaufte ein Haus direkt neben dem Gelände, in dem die Büroräume und das neue Kassenhaus untergebracht werden. „Auf dem Balkon halten wir immer einen Platz für Herrn Oellers frei“, verspricht seine Nachfolgerin Katrin Ernst.

Sie will in den nächsten Monaten gemeinsam mit dem Tiergartenvorstand an der Zukunft des Tiergartens arbeiten. Das wird nicht ganz einfach, weil sich durch ein neues Säugetiergutachten, das derzeit noch in Arbeit ist, einiges ändern wird. „Die Folge könnte unter anderem sein, dass wir mehr und größere Gehege einrichten müssen. Deshalb werden wir Neues weitsichtig planen“, sagt Ernst.