Ein Zentrum gegen „Rücken“
In Neuwerk versuchen Spezialisten Operationen an der Wirbelsäule zu vermeiden.
Mönchengladbach. Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Volkskrankheiten. Rund 85 Prozent der Erwachsenen leiden im Laufe ihres Lebens darunter. Ein vor allem von den Krankenkassen häufig gehörter Vorwurf an die Mediziner: Es wird viel zu schnell operiert. Das Krankenhaus Neuwerk will mit seiner Abteilung Wirbelsäulentherapie zeigen, dass es auch anders geht.
Seit der Fachbereich im vergangenen Jahr gegründet wurde, konnten rund 75 Prozent der circa 800 Patienten konservativ, also ohne Operation behandelt werden. „Ein chirurgischer Eingriff steht immer am Ende einer Behandlung.
Voraus geht eine stationäre Schmerztherapie über mehrere Tage mit Tabletten oder Spritzen“, sagt Patrick Weidle, ärztlicher Leiter der Wirbelsäulentherapie. Wenn die Patienten schmerzfrei seien, könne mit physiotherapeutischen Maßnahmen eine dauerhafte Verringerung ihrer Beschwerden erreicht werden.
Die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Orthopäden sei dabei sehr wichtig. Sie überweisen ihre Patienten an das Krankenhaus, wenn ihre Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind. „Das Angebot im Krankenhaus Neuwerk ist für mich eine Erweiterung der Behandlungsmöglichkeit. Wir ergänzen uns sehr gut. Bisher gab es diese Möglichkeit in Gladbach nicht“, sagt der niedergelassene Orthopäde Wolfgang Mertens.
Ein weiterer Partner bei der Behandlung ist das „savita Gesundheits- und Bewegungszentrum“. Dort werden die Patienten nach ihrem stationären Krankenhausaufenthalt in Reha-Maßnahmen betreut.
Die Betreuung kann — je nach Bedarf — kurzfristig oder langfristig sein. Ein ständiger Austausch mit den Medizinern des Krankenhauses Neuwerk ist dabei garantiert. „Wir sind bei den Visiten dabei und treffen uns regelmäßig“, sagt Markus Seipelt von „savita“.
Für Weidle ist aber auch klar, dass eine Operation nicht immer vermieden werden kann: „Notsituationen wie akute Lähmungserscheinungen durch größere Bandscheibenvorfälle können häufig nur operativ behandelt werden.“ Chronische Wirbelsäulenbeschwerden älterer Menschen können dagegen erfolgreich mit Spritzen und Krankengymnastik behandelt werden.