Eine Klavierpoetin kommuniziert Musik

Konzert: Lise de la Salle begeistert das Publikum in der ausverkauften Kaiser-Friedrich-Halle.

Mönchengladbach. Scarlatti, Mozart, Chopin - mit Musik berühmter "Klavierspezialisten" gestaltete die Pianistin Lise de la Salle ihr mitreißendes Recital in der Kaiser-Friedrich-Halle. Die 21-jährige Französin tritt äußerst bescheiden auf und setzt sich ans Instrument, um mit diesem in einen längeren und ernsthaften Dialog einzutreten.

Freudig verspielt und temperamentvoll zugleich entwickelte die reizende Blondine die musikalischen Themen höchst wirkungsvoll. Dabei beherrscht sie sämtliche technische Raffinessen des Klavierspielens, gibt den Werken einen fast romantischen Anstrich.

Nichts wirkt Spiel überhetzt oder getrieben. Selbst, als im ersten Programmteil zwischen den Sätzen applaudiert wurde, bleibt ihre konzentrierte Ausdrucksstärke am Flügel unbeeindruckt.

Wie einen schweren Brocken schiebt Lise de la Salle Mozarts d-moll-Fantasie vor sich her, fächert das im Charakter einer Trauermusik gehaltene Stück mit Nachdruck und viel Pedaleinsatz auf.

Erst im Rondeau der B-Dur-Klaviersonate erstrahlt eine dynamische Klangwelt, die die Zuhörer sprachlos fasziniert an die Sitze fesselt. Ihre brillant daherrauschenden Läufe lassen an Virtuosität keine Wünsche offen - eine Poetin kommuniziert Musik.

Den zweiten Teil des Konzertes widmete die Pianistin dem polnischen Komponisten Frederic Chopin. Mit hoher Intensität und fein nuanciertem Anschlag gleitet sie bei den drei Nocturnes geschmeidig wie eine Feder über die Tasten, um bei den beiden Balladen gefühlvoll Lyrik, Dramatik und Melancholie stimmungsvoll miteinander zu vernetzen.

Spätestens nach dieser großartigen Leistung sollte Lise de la Salle in einem Atemzug mit Helene Grimaud und Anna Gourari genannt werden. jek