Erdbeben: „Paradies ist der Hölle nahe“
Der Haitianer Marc Auguste hilft seiner Heimat. An der Espenstraße sammelte er jetzt Spenden ein.
Mönchengladbach. Eigentlich ist Marc Auguste ein freundlicher Mann, der den Schülern sogar ein paar Tanzschritte vorführt. Aber wenn es um diese Sache geht, wird der 72-Jährige ernst: "Bildung, Bildung, Bildung, das ist das Wichtigste überhaupt", sagt Marc Auguste und schlägt dabei nachdrücklich immer wieder mit der Hand auf sein Notizbuch.
Für den emeritierten Dozenten für Sozialarbeit und früheren Leiter der Drogenberatung ist Erziehung eine Herzenssache. Dabei denkt er besonders an die Schulbildung der Kinder in seinem Heimatland Haiti. Immer noch seien sie durch das Erdbeben traumatisiert, viele würden ohne Dach über dem Kopf und ohne Eltern leben müssen.
Der gebürtige Haitianer hat Hilfe organisiert, um Waisenkindern in dem Dorf Ti Tanyen, 18 Kilometer entfernt von Port-au-Prince, Schulunterricht zu ermöglichen. Und er hat Unterstützung von den Schülern der Gesamtschule Espenstraße bekommen: Im April macht sich Marc Auguste mit einem Container voller Spielzeug, Zelte, Kleidung, Schulmaterial, einem Generator und einer 2550 Euro- Spende auf den Weg.
Lehrerin Brigitte Hirsch wusste von Augustes Hilfsaktion aus der Zeitung und fand es gut, "dort helfen zu können, wo wir wissen, dass es ankommt". Schüler und Lehrer griffen die Idee auf und stellten unterschiedliche Projekte auf die Beine.
Daniel Langelt hat mit anderen Siebentklässlern beim Wohltätigkeitslauf mitgemacht und selber 16 Kilometer geschafft. Ein gutes Gefühl, dass "wir dafür 1000 Euro zusammen bekommen haben".
Das Engagement soll nicht einmalig bleiben: "Wir wollen langfristige Hilfe für dieses Projekt und Patenschaften für mehrere Kinder übernehmen", so Hirsch. In der Mensa ihrer Schule erfuhren die Schüler, was mit ihrem Geld in Haiti passieren wird: "Wir wollen eine kleine Hütte bauen, damit die Kinder Unterricht bekommen können." Außerdem wolle man zwei Lehrer für die 60 Kinder zwischen 3 und 14 Jahren anstellen.
Auguste selbst musste das grausame Erdbeben, bei dem 300.000 Menschen ums Leben kamen, miterleben. Beim Erzählen rauben ihm die Schreckensbilder manchmal die Sprache: "Das Paradies ist nahe der Hölle", sagt er über seine karibische Heimat.
Der Förderverein Mönchengladbach koordiniert das Hilfsprojekt und ist unter der Tel. MG 533125 zu erreichen.