Erinnern für eine bessere Zukunft

In Rheydt gedachte man der Opfer des 9. Novembers 1938 in der Stadt.

Mönchengladbach. Die Reichspogromnacht hat auch in Mönchengladbach ihre Spuren hinterlassen. Die Nationalsozialisten misshandelten und ermordeten am 9.November 1938 jüdische Bürger, zerstörten ihre Häuser, ihre Geschäfte und die vier Synagogen in Mönchengladbach, Rheydt, Odenkirchen und Wickrathberg - Geschichten aus unserer Vergangenheit und doch:

Die Ereignisse vor 70 Jahren sind nicht "lange her" und "vorbei", erklärte Oberbürgermeister Norbert Bude am Mahnmal zur Erinnerung an die Zerstörung der Rheydter Synagoge.

"Erinnern für die Zukunft", so lautete das Leitwort der diesjährigen Gedenkfeier zur Reichspogromnacht. Ohne sich an die Vergangenheit zu erinnern, sei es nicht möglich eine bessere Zukunft zu gestalten, mahnte Bude in seiner Rede vor rund 200 Teilnehmern.

"Unsere Chance heute liegt darin zu erkennen, welche Strukturen einen solchen Pogrom entstehen ließen, wie Opfer zu Opfern wurden - und Täter zu Tätern", rief das Stadtoberhaupt besonders Jugendliche auf, wachsam zu sein, um gegen Unrecht aufzustehen "überall da, wo Menschen in ihrer Würde tangiert werden".

Zeichen gegen das Vergessen setzten 17 Jugendliche des Evangelischen Jugendhauses "Treibhaus", die im Rahmen der Gedenkfeier von den Eindrücken ihrer Fahrt zur Gedenkstätte Auschwitz in diesem Jahr berichteten.

Damit sich der Terror nicht wiederhole, müssten die jungen Leute heute das erfahren, was den Juden unter den Nazis zugestoßen ist, um es "an die späteren Generationen weitererzählen" zu können, so einer der jungen Auschwitz-Besucher.

Auch die Vorsitzende der Jüdische Gemeinde in Mönchengladbach betonte in ihrer Rede, wie wichtig es sei, die Erinnerung an den Holocaust lebendig zu halten:"Geschichte ohne Zeitzeugen gerät in Vergessenheit", sagte Leah Floh.

Anschließend fand in der Evangelische Hauptkirche am Rheydter Marktplatz ein Ökumenischer Gottesdienst sowie ein Benefizkonzert mit jiddischer Musik und Gedichten statt.

Und die Kirchen setzten ein weiteres Zeichen: Zur Erinnerung an das Schweigen der Bevölkerung gegenüber dem Leiden der jüdischen Mitbürgern vor 70 Jahren, läuteten um 17Uhr für 15 Minuten die Glocken aller Gotteshäuser.