Kirchen: Haussegen hängt schief

Nach dem Beschluss des Bischofs, Gemeinden zusammenzulegen, regt sich Protest in den Pfarreien.

Mönchengladbach. Am Samstag hat Bischof Heinrich Mussinghoff seinen Entschluss bekannt gegeben: Viele Pfarrgemeinden im Bistum werden fusionieren. Bernd Donth vom Pfarrgemeinderat St. Michael Odenkirchen ist nicht begeistert.

Wenn seine Gemeinde (1.800 Mitglieder) mit St.Laurentius (7.700) aus dem gleichen Stadtbezirk fusioniert, hat das in seinen Augen weite Folgen. Schon jetzt sind die beiden in einer auf freiwilligem Zusammenschluss basierenden Gemeinschaft von Gemeinden (GdG). Zusammen mit St.Antonius Wickrath (7.000), St. Mariä Himmelfahrt Wanlo (800) und Herz Jesu (Wickrathhahn).

Für die letzten Drei wird sich nichts ändern. Sie bleiben eigenständig. Doch St.Michael ist seit 1993 eine Gemeinde, die ohne Pfarrer auskommt, in der ehrenamtliche Laien viele seelsorgerische Aufgaben wahrnehmen und auch darüber entscheiden, welche pastoralen Angebote die Gemeinde macht.

Zwar werden die Sakramente auch jetzt schon durch Jan Nienkerke, Pfarrer an St. Laurentius, gespendet und die Gemeinde muss sich deswegen mit ihm abstimmen, "aber wir Laien sind Partner auf Augenhöhe", auch wenn der Pfarrer schon jetzt ein Veto-Recht habe. Die spezielle Beauftragung der Ehrenamtler erlösche durch die Fusion.

Die von oben angeordneten Fusionen sind in seinen Augen ein erster Schritt zu einem Strukturwandel, ein Versuch, die Kirche wieder zu klerikalisieren, "außerdem geht die Nähe zu den Gläubigen verloren", fürchtet er. "Dann ist das nächste Pfarrbüro womöglich ganz weit weg."

Genau wie Industriekapitäne wolle der Bischof immer größere organisatorische Gebilde, "um den Inhalt kümmert er sich nicht." Ob beispielsweise die pastoralen Anliegen der Gemeinden zusammenpassen. "Eine Firma ist etwas anderes als Kirche", gibt er zu bedenken. Der Bischof wolle damit zum einen auf sinkende Priesterzahlen reagieren.

Auch sein Kollege Thomas Boldt vom Pfarrgemeinderat St. Laurentius ist nicht begeistert. "Dann muss Nienkerke für zwei Gemeinden arbeiten." Eventuell kommt noch Heilig Geist Geistenbeck (3.200) dazu. Diese Gemeinde kann es sich aussuchen, ob sie mit den Odenkirchener Gemeinden oder den aus Rheydt-Mitte fusionieren will.

"Wir haben uns noch nicht entschieden", sagt Marianne Lack vom dortigen Pfarrgemeinderat. "Die katholische Kirche ist nun einmal hierarchisch, die Leitung liegt bei den Priestern."