Fälscher wollen aussagen
Der Kopf einer rumänischen Bande und drei Mitglieder stehen seit gestern vor Gericht. Sie hatten im vergangenen Jahr Bankkunden auch aus Gladbach um viel Geld gebracht.
Mönchengladbach. 161 Menschen konnten sich im vergangenen Jahr über ihre Bankauszüge nur wundern. Von ihren Konten hatten sie angeblich mit ihrer eigenen EC-Karte große Summen abgehoben. Hatten sie aber gar nicht. Stattdessen waren die Mönchengladbacher, Wuppertaler, Remscheider, Solinger und Duisburger Opfer von Kartenfälschern.
Mitglieder einer rumänischen Bande hoben zwischen Mai und Dezember vergangenen Jahres Geld von den Konten der Opfer ab und erbeuteten so 350 000 Euro. Seit gestern stehen der mutmaßliche Kopf der Bande, ein 36-jähriger gebürtiger Rumäne, der von Mönchengladbach aus agierte, zwei weitere Männer und eine Frau vor dem Landgericht Mönchengladbach.
Sie alle stammen aus dem kleinen Dorf Bacao in Rumänien. Eine andere Bande aus dem gleichen Ort war nur drei Monate zuvor auf frischer Tat erwischt worden. Die 14 Täter wurden zu Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt.
Die Angeklagten im aktuellen Mönchengladbacher Prozess schweigen noch. Sie hoffen auf eine Höchststrafenregelung und warten auf Gespräche ihrer Verteidiger mit dem Staatsanwalt. Der ist allerdings zwei Wochen im Urlaub. Und so lange wollen die Männer vor Gericht kein Wort sagen. Ihre Verteidiger haben allerdings bereits angekündigt, dass sie durchaus aussagen wollen.
73 Tatkomplexe wirft die Staatsanwaltschaft dem Quartett vor. Pro Komplex gab es mehrere Abhebungen innerhalb eines kurzen Zeitraums an verschiedenen Automaten. Die Methode nennt die Polizei "Skimming". Das englische Wort steht für "Abschöpfen".
Die Bande soll dazu an Türöffnern von Sparkassen und Banken, in die Kunden ihre Geldkarten stecken, um Zutritt zum Automatenraum zu bekommen, Lesegeräte aufgesetzt. So sollen sie an die Daten der EC- und Kreditkarten gelangt sein. Mit Kameras, die hinter Bildern oder Rauchmeldern versteckt hatten, spionierten sie die Pin-Nummern der Kunden aus, wenn diese am Automaten Geld zogen.
Mit den kopierten Daten fabrizierten die vier nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft sofort gefälschte Bank- und Kreditkarten. Sie luden die Daten auf Prepaid-Karten, Rabattkarten von Tankstellen, Drogerien und ähnlichem. Mit Karten und ausspionierten Pin-Nummern soll die Bande in Venlo, Roermond und Eindhoven Geld abgehoben haben.
Durch Zeugen und Aufnahmen der Videokameras an den einzelnen Geldautomaten kam die Polizei den Fälschern auf die Spur. Im Frühjahr wurden die Verdächtigen festgenommen. Die Ermittler gehen davon aus, dass möglicherweise 30 weitere Männer und Frauen aus Bacao im Skimming-"Geschäft" tätig sind. Ermittlungen laufen.
Der Prozess vor der Ersten großen Strafkammer wird am 25.August fortgesetzt.