Familienzeit auf Probe für Mitarbeiter

Modell: Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) war gestern im Altenheim Windberg zu Gast. Ihre Idee der Familienzeit will die Sozialholding ab 1. Oktober testen.

Mönchengladbach. "Wir haben die Vereinbarkeit von Familie und Beruf lange auf den Bereich der Kindererziehung bezogen", sagte Familienministerin Kristina Schröder (CDU) bei ihrem Besuch in Mönchengladbach. "Aber auch die Vereinbarkeit der Pflege von Familienangehörigen mit dem Beruf gehört zu diesem Thema und wird immer wichtiger." Mit der geplanten Familienzeit wolle ihr Ministerium hier neue Möglichkeiten schaffen.

Die Ministerin besuchte am Donnerstag das Altenheim Windberg, das von der städtischen Sozialholding betrieben wird, auf Einladung des Gladbacher CDU-Bundestagsabgeordneten Günter Krings. Krings hatte seine Sommertour dem Thema "Chancen und Herausforderungen des Alterns" gewidmet und unterschiedliche Einrichtungen in der Stadt besucht. Sein Fazit: Es gibt eine große, schon fast verwirrende Vielfalt an Angeboten in der Stadt. Wer sich rechtzeitig damit auseinander setze, könne in Gladbach gut alt werden.

Die Ministerin nutzte den Besuch, um für ihre Idee der Familienzeit zu werben. Pflegende Familienangehörige können zwei Jahre lang zu 50 Prozent arbeiten, erhalten aber 75 Prozent des Gehalts. In den darauffolgenden zwei Jahren wird wieder voll gearbeitet, aber es werden auch nur 75 Prozent verdient. Damit will Schröder mehr häusliche Pflege ermöglichen.

Die Sozialholding kündigte während des Besuchs an, dieses Angebot, das noch nicht Gesetzeskraft erlangt hat, ab 1. Oktober zu erproben.

Im Mittelpunkt der Diskussion der Politiker mit den Mitarbeitern der Sozialholding stand die Dokumentationspflicht, die nach dem Gefühl der Mitarbeiter fast die Hälfte ihrer Arbeitszeit verschlingt. "Wir wollen in Zukunft stärker auf Ergebniskontrollen und weniger auf Prozesskontrollen setzen", sagte die Ministerin. "Wenn es den alten Menschen gut geht, ist auch der Prozess richtig abgelaufen." Die Kriterien seien heute manchmal verzerrt: So sei die Lesbarkeit des Speiseplans wichtiger als die menschliche Zuwendung. Das müsse sich ändern.