Feuerwehr-Chef züchtet Kaninchen
Jörg Lampe nimmt mit seinen Tieren an Wettbewerben teil.
Es riecht nach frischem Futter. Ein Sack Möhren, in Kistchen Kohlblätter, eine Rübe. Im Halbdunkel sind die Häsinnen kaum zu sehen. So dunkel ist ihr Fell. Entspannt liegen sie in ihren Ställen auf der Seite. Mit nahezu kindlicher Freude führt Jörg Lampe seine Zuchttiere vor. Öffnet hier eine Stalltür, zieht dort den Deckel einer Wurfkiste auf. Ein kurzer Griff, und in der Hand des Chefs der Berufsfeuerwehr liegt ein frisch geworfenes Häschen, kaum eine Woche alt. In einem anderen Stall ist eine Häsin emsig dabei, das Nest für ihren Wurf vorzubereiten. Es werden wohl echte Osterhäschen werden, wenn das Timing stimmt.
Die Atmosphäre in dem Stallgebäude ist geprägt von Ruhe. Und von Ordnung. Die Häsinnen links, die Rammler rechts. Jeder der 30 Ställe hat eine Nummer, ein Datenblatt vermerkt die Zuchtnummern der Tiere, wo es sitzt, wann es geimpft wurde, wer Vater und Mutter sind. „Sonst geht der Überblick verloren“, erklärt Jörg Lampe, derzeit Herr über 32 Tiere der Rasse Graue Wiener Wildfarben.
Stolz, aber ohne Dünkel, präsentiert er seine prämierte Häsin, sie ist ein gutes Jahr alt. Sie wurde mit 97,5 von 100 möglichen Punkten im vergangenen Dezember auf der Rheinischen Landesschau in Rheinberg zur besten Häsin 2016 gekürt. Aufrecht und aufmerksam sitzt die Häsin auf einem eigens angefertigten Präsentierbrett, beschichtet mit einem Stück Teppich. Beim Anblick des stattlichen, fast fünf Kilo schweren Tieres taucht vor dem inneren Auge des Betrachters Albrecht Dürers Hase auf. Zum Vergleich holt der studierte Bergingenieur einen etwas älteren Rammler aus seinem Stall. Ein Mordskerl. Zumindest lässt dies sein auffallend breites Gesicht vermuten.
Jörg Lampe, seit 1998 Chef der Mönchengladbacher Berufsfeuerwehr, hat bereits ab dem Alter von „drei, vier Jahren samstags Löwenzahn für die Tiere meines Großvaters gestochen. Er war ebenfalls wie mein Vater Bergmann und hat Kleinsilber-Gelb gezüchtet. Wer damals Fleisch auf den Tisch haben wollte, musste Kaninchen halten.“ Rund 20 Jahre hat Jörg Lampe zusammen mit seinem Großvater gezüchtet, „dann war wegen Studium und Beruf erst einmal Schluss.“ Vor fünf Jahren, 2012, kam die Leidenschaft wieder zurück: „Ich hatte zufällig auf einem Plakat gelesen, dass im Reitstall Barthelmes eine Kreisschau stattfand. Friedhelm Paulussen hat mein Interesse bemerkt und mir gesagt, dass er mir beim Bau des Stalls und dem Aufbau der Zucht helfen würde.“ Lampe hatte die Schau noch nicht verlassen, da war die Entscheidung schon gefallen: „2013 bin ich in die Saison eingetreten und habe eine Häsin eindecken lassen.“ Organisiert ist er im Giesenkirchener Züchterverein R 187.
Bei aller Ernsthaftigkeit seiner Zucht, von Konkurrenzdenken ist er weit entfernt: „Wenn meine Tiere bei den Preisrichtern nicht gut abschneiden, dann ist das halt so. Dann gratuliere ich dem Gewinner. “