Flüchtlinge: Situation spitzt sich zu
Schon 388 neue Bewerber kamen in diesem Jahr nach Mönchengladbach.
Mönchengladbach. 256 neue Flüchtlinge kamen seit Anfang August nach Mönchengladbach — das sind mehr als im gesamten Jahr 2010 (197) und 2011 (148).
Insgesamt verzeichnet die Stadt seit Januar 388 neue Asylbewerber — und zahlreiche weitere könnten noch hinzukommen, denn bundesweit stoßen die Flüchtlingsunterkünfte derzeit an ihre Belastungsgrenzen.
Im Integrationsrat sprach Oberbürgermeister Norbert Bude daher von einer „Dramatik“ der Situation in Mönchengladbach: „Wir sind seit August mit einem stetigen Anstieg konfrontiert“, so Bude.
Gladbach liegt im bundesweiten Trend. Der größte Teil der Asylbewerber stammt zurzeit aus Serbien und Mazedonien. Ihre Anträge werden zwar meist abgelehnt und die Menschen müssen wieder ausreisen. Doch viele von ihnen stellen Folgeanträge: „Sie kommen dann automatisch in die Kommune zurück, in der sie vorher waren“, sagte Norbert Bude.
Die Stadt hat auf die Situation bereits reagiert und im September an der Aachener Straße eine fünfte Sammelunterkunft geschaffen. 532 Plätze sind aktuell belegt (siehe Kasten). Es gebe in Gladbach zwar eine Kapazität für 625 Menschen, doch es könnten lediglich noch 46 Bewerber aufgenommen werden.
Nicht alle Plätze seien nutzbar: „Eine dreiköpfige Familie kann in einem Raum für vier Personen nicht mit einem Einzelbewohner zusammengelegt werden“, erklärte der Oberbürgermeister.
Man wolle nun verstärkt auch den freien Wohnungsmarkt für die Unterbringung von Asylbewerbern erschließen: „Besonders Familien, die große Chancen auf Bewilligung ihres Asylantrags haben, können in Wohnungen untergebracht werden“, so Bude. Allerdings seien die Vermieter meist zurückhaltend.
Karl Sasserath (Grüne) und Peter Steier (SPD) kritisierten, die Integration auf dem Wohnungsmarkt dauere viel zu lange. In Einzelfällen lebten Bewohner bis zu 13 Jahre in Sammelunterkünften, die zudem — beispielsweise an der Hardter Straße — mangelhaft seien. Außerdem fehlten Sozialarbeiter.
Die Menschen hätten lediglich einen Hausmeister als Ansprechpartner. In einem Jahr soll ein Neubau in Eicken fertig sein, der die Unterbringung der Flüchtlinge verbessere, erwiderte Bude.