Das Internet als Droge
Fachkräfte informierten sich über Hilfe und Prävention bei Online-Sucht.
Mönchengladbach. Wenn im Zusammenhang mit dem Internet die Begriffe Abhängigkeit und Sucht fallen, schmunzeln viele. Eine Studie, bei der 15 000 Bundesbürger befragt wurden, hat aber ergeben, dass 1,5 Prozent der Bevölkerung gefährdet ist, onlinesüchtig zu werden. Für Mönchengladbach gibt es keine konkreten Zahlen, aber die Tendenz dürfte ähnlich sein.
„Die Suchtprävention bekommt seit einigen Jahren eine deutlich wachsende Bedeutung“, sagt Tanja Schmitz-Remberg von der Drogenberatung. Daraus entstand die Idee für eine Fachtagung zu Online-Spielsucht und Drogenkonsum für Pädagogen, die jetzt im Wilhelm-Kliewer-Haus im Hardter Wald stattfand.
Rund 60 Fachkräfte aus Schulen, Jugendhilfe und anderen Bereichen wurden über Hilfsmöglichkeiten und Präventionsstrategien informiert. In Workshops konnten die Teilnehmer die Themen Suchtvorbeugung und Online-Sucht vertiefen. Das Jugendamt, die Polizei und die Drogenberatung hatten die Veranstaltung gemeinsam organisiert.
Besonders wichtig war ihnen, dass Jugendliche beteiligt waren. „Wir wollen mit den Jugendlichen reden statt über sie“, so Schmitz-Remberg. 14 Schüler der Realschule Volksgarten stellten den Pädagogen beispielsweise das Spiel „World of Warcraft“ vor und informierten sie über das soziale Netzwerk „Facebook“, über das Lehrer und Eltern häufig wenig wissen.
Die 15-Jährige Laura kennt die Risiken: „Über ,Facebook’ oder ,Schüler-VZ’ verbreitet man persönliche Dinge, ohne danach gefragt zu werden — zum Beispiel Fotos.“ An der Realschule gehört die Suchtvorbeugung seit zehn Jahren zum Unterricht. Schüler der neunten und zehnten Klassen begleiten Schüler der achten Klassen.
Ob jemand süchtig ist, wird nicht nur dadurch deutlich, wie lange er im Internet ist. Die Einstellung ist entscheidend. „Betroffene verlieren die Beziehung zu Menschen. Sie haben nur noch virtuelle statt reale Kontakte“, sagt Schmitz-Remberg.
Wenn Eltern deutliche Veränderungen im Verhalten ihrer Kinder bemerken, sollten sie Hilfe in Anspruch nehmen — zum Beispiel bei der Drogenberatung. „Falsch ist es, den Computer zu verbieten, weil er zum Leben der Kinder dazugehört. Eltern sollten sich damit auseinandersetzen“, sagt Sascha Jost von der Drogenberatung.
Über die Gefahren des Internets informiert auch die Polizei, die ständig Mitarbeiter zur Projektarbeit in Schulen schickt. Eltern sollen über Elternabende erreicht werden. Die werden aber bislang kaum besucht .