Gaststätten mit langer Geschichte leben wieder auf

Drei Gladbacher Brauhäuser mit klangvollen Namen werden gut besucht — oder sollen es in naher Zukunft noch werden.

Mönchengladbach. Das St. Vith am Alten Markt ist nicht nur das älteste Gasthaus der Stadt. Es ist auch eines der meistbesuchten. Seit gut einem Jahr brummt der Laden unter Pächterin Tanja Wallenfang fast wieder wie zu allerbesten Zeiten. Das Konzept klingt in Zeiten der System- und Event-Gastronomie erstmal unsexy: gutbürgerlich. Es ist aber wahrscheinlich gerade wegen des Brimboriums, das an vielen anderen Stellen betrieben wird, so erfolgreich: „Wenn es bei uns Ente und Grünkohl gibt, bekommen wir das fast aus den Händen gerissen“, sagt Tanja Wallenfang. Klar — denn wo gibt es noch bürgerliche Küche auf gutem Niveau? „Traditionell, frisch, regional und saisonal — das ist unser Konzept. Und es kommt bei den Gladbachern an“, resümiert Wallenfang nach dem ersten Jahr im St. Vith.

Michael Hollmann, Geschäftsführer der Bolten-Brauerei, ist überzeugt von der Brauhaus-Tradition und wird sie ab kommendem Frühjahr in einem zweiten Traditionshaus wiederbleben. Bolten übernimmt die Brauerei Jöris an der Speicker Straße und will zu den Wurzeln zurückkehren, die das Haus über Jahrzehnte zu einem der erfolgreichsten gemacht hatten.

„Wir wollen im besten Sinne gut bürgerliche Küche anbieten. Die Gladbacher bekommen ihr Brauhaus Jöris zurück, das sie von früher kennen“, sagt Hollmann. Ein paar Umbauten sind allerdings nötig, Unter anderem wird der frühere Wintergarten in Glasbau-Weise abgerissen. „Wir bauen an selber Stelle einen neuen Biergarten“, kündigt Hollmann an. Im Frühjahr soll Jöris neu eröffnet werden. Im August 2012 hatte das Gasthaus geschlossen und stand seither leer. Hollmann hat bereits Gespräche mit interessierten Pächtern geführt. „Es gibt Gastronomen, die das können und die genau an dieser Idee Freude haben“, sagt der Bolten-Chef.

Genau solche Gastronomen sucht auch Sascha Tesche von Tesche Gastronomie & Immobilien gerade — und zwar für einen weiteren der ganz großen, alten Namen der Gladbacher Gastronomie. Das frühere Haus Caspers, zuletzt als Stainer’s geführt, soll im kommenden Jahr mit verändertem Konzept weiter betrieben werden. „Dieses Haus mit seiner Tradition und seiner besonderen Lage als Tor zur Altstadt eignet sich ganz besonders für ein gutbürgerliches Gasthaus“, so Tesche. Der Vertrag mit dem bisherigen Pächter Michael Kremer, der auch das Beecker Brauhaus in Wegberg betreibt, läuft aus. Danach soll das Stainer’s, das zuletzt etwas schicker geworden war, wieder mehr zur Gaststätte früheren Stils werden — und vielleicht sogar noch wachsen. Erweiterungsmöglichkeiten gibt es. Es sei kein Problem, einen Gastronomen zu finden, versichert Tesche. „Wir brauchen aber jemanden, der von diesem Konzept überzeugt ist und damit genau zu diesem besonderen Standort passt“, sagt er.

Tatsächlich haben die Wechsel an Konzepten gerade vielen Traditionshäusern in den vergangenen beiden Jahrzehnten nicht gutgetan. „Tolle Ideen haben viele. Aber nicht jede Küche passt an jeden Standort“, sagt Tesche. Das sieht Tanja Wallenfang ähnlich. „Es gibt in Gladbach eindeutig einen Markt für bürgerliche Küche“, sagt sie.