Explosionen reißen Bürger aus dem Schlaf Geldautomatensprengung in Venn – Anwohner filmt Täter bei Flucht

Update | Mönchengladbach · Unbekannte haben in der Nacht zu Freitag den Geldautomaten der Sparkasse am Stationsweg gesprengt. Was dazu bekannt ist.

In der Nacht zu Freitag, 8. September, schlugen Geldautomatensprenger in der Sparkassen-Filiale in Venn zu und hinterließen ein Trümmerfeld.

Foto: Theo Titz

Gegen 3.45 Uhr ist der erste Knall zu hören, kurz danach eine zweite Explosion. Anwohner des Stations- und des Poether Wegs werden in der Nacht zu Freitag ruckartig aus dem Schlaf gerissen – „schon wieder“, wie mehrere von ihnen feststellen. 2015 war genau diese Sparkassen-Filiale in Venn bereits das Ziel von Automatensprengern gewesen. Jetzt haben erneut mehrere Täter zugeschlagen.

„Beim letzten Mal waren die Detonationen deutlich stärker zu spüren. Da haben die Wände gewackelt. Aber auch jetzt bin ich von dem ersten Knall wach geworden“, sagt Anwohner Bastian Bertho. Sofort zückt er sein Handy und nimmt ein Beweisvideo auf, während seine Frau parallel den Notruf bei der Polizei wählt. Die erhält gleich mehrere Hinweise von Zeugen. Dennoch: Die Täter können flüchten, die Fahndung verläuft erfolglos.

Auf dem Video des Anwohners ist ein roter Lichtblitz zu sehen, begleitet von einem lauten Knall – die zweite Detonation. Dann läuft eine schwarz gekleidete Person zu dem auf der Straße bereitstehenden Fluchtwagen und wieder zurück in Richtung Sparkassen-Filiale. Danach dauert es etwa eine Minute bis drei Personen aus der Bank zum Auto laufen, einsteigen und mit einem Röhren davonfahren.

Wie ein Polizeisprecher mitteilt, handelt es sich bei dem Fluchtauto wahrscheinlich um einen Audi RS 6 mit niederländischem Kennzeichen. Der Wagen soll über den Ortsteil Winkeln in Richtung A 52 davon gefahren sein. Nach ersten Erkenntnissen machten die Täter – es waren Zeugenaussagen zufolge drei bis vier Personen – keine Beute.

Die Wucht der Sprengung hat den vorderen Bereich der Sparkassen-Filiale dennoch stark beschädigt, den Vorraum und Teile des Kundenraums verwüstet. Weil das Gebäude großen Schaden genommen hatte, war das Haus in der Nacht erst einmal evakuiert worden. Wie der Polizeisprecher sagt, wurde ein Statiker hinzugezogen. Nach seiner Prüfung hätten die Bewohner wieder in ihre Wohnungen zurückkehren dürfen.

Nach der Sprengung waren Polizei und Feuerwehr im Einsatz. Kriminaltechniker sicherten bis zum Mittag Spuren in der Filiale. Die Straßenreinigung der Mags beseitigte im Anschluss das große Splitterfeld auf der Straße – unter den Augen von Anwohnern und Bankangestellten, die am Morgen von der Sprengung ihres Arbeitsplatzes überrascht wurden.

Einer von ihnen berichtet, dass die Täter vermummt waren und Stirnlampen getragen haben. „Die sind mit quietschenden Reifen abgehauen“, sagt er. Als er vor die Tür getreten ist, hat es aus der Filiale gequalmt. „Wie an Silvester roch das.“ Kurze Zeit später sei schon die Feuerwehr vor Ort gewesen.

Die Ermittlungen der Polizei dauern an. Zeugen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich unter der Rufnummer 02161 290 zu melden. Für Bürger, die Hinweise in Form von Fotos oder Videos geben können, besteht die Möglichkeit, diese im Hinweisportal der Polizei NRW (nrw.hinweisportal.de/2022051912_gaa_sprengung) hochzuladen.

Die jüngste Geldautomatensprengung gehört zu einer ganzen Serie. Auch Mönchengladbach haben sich die Sprenger häufig als Ziel ausgewählt. Zuletzt sind in der Nacht zu Mittwoch, 3. Mai 2023, zwei Automaten in der Santander-Bank-Filiale an der Bismarckstraße Sprengungen durch Unbekannte zum Opfer gefallen. Anwohner der Vorster Straße in Hardt werden in den vergangenen zwei Jahren alleine fünfmal durch nächtliche Detonationen geweckt. Und auch das Landeskriminalamt registriert mehr Fälle von Geldautomatensprengungen. Im vergangenen Jahr waren es 180 Sprengungen von solchen Automaten – und damit 20 Prozent mehr als 2021.