Gladbach fährt ab auf den Zoch

Der Karnevals-Höhepunkt wurde am Dienstag von rund 400 000 Zuschauern ausgelassen gefeiert.

Mönchengladbach. Vielleicht ist Petrus ein Mainzer. Mit Sicherheit aber ist er Gladbacher: Bei schönstem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen zogen die Jecken im Veilchendienstagszug singend, tanzend und Kamelle werfend durch die Stadt. Hunderttausende am Straßenrand feierten in fantasievollen Kostümen und bester Laune mit.

Den ganzen Vormittag über sammelten sich die Karnevalisten auf der Bismarckstraße: Garden, Fußgruppen, Wagen und Musikgruppen stellten sich auf und tanzten sich schon vorab warm. Als kurz nach 13 Uhr das Prinzenpaar Hartmut II. und Niersia Bärbel den Prunkwagen der Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach bestiegen, um den ganzen Treck an sich vorbeidefilieren zu lassen, war Zugleiter Elmar Eßer zufrieden: „Alles läuft wie am Schnürchen.“

Den Beginn machten auch in diesem Jahr die großen Clownsfiguren, mit denen um Spenden für das größte Karnevals-Event am Niederrhein geworben wird — gefolgt von einer Gruppe gut gelaunter Alsbroicher Kleingärtner, die sich bereitgefunden hatten, mit kleinen Clownsbüchsen für eine bessere Spendenausbeute zu sorgen als im vergangenen Jahr.

Dann setzte sich der närrische Lindwurm bunt und fröhlich in Bewegung. Das diesjährige Motto „Wir fahren ab auf Mönchengladbach“ erwies sich als besonders inspirierend: Die Fußgruppen sind fantasievoller kostümiert als je zuvor, fanden die Zuschauer am Straßenrand und applaudierten.

Die Frauen der Eickener Karnevalsgesellschaft Schöpp op trugen Hüte in Ampelfarben und kreisrund um den Körper drapierte Straßen. Ihr Motto: „Wir kreiseln durch Eicken“.

Auch die Wickrather Fußgruppen taten sich durch besonders einfallsreiche Kostüme hervor. Die Jecken Hühner steckten als Ballonfahrer in Körben, über den Köpfen schwebten bunte Ballons. Die Körbe standen nicht nur auf Rollen, sie boten auch Platz für das Wurfmaterial.

Die prunkvollen Wagen beschäftigten sich ebenfalls mit dem Motto: Da gab es das Flugzeug „Ju 52“ genauso wie die Feurige Emma. Eine prachtvolle Kutsche zierte den Wagen der gelb-blauen Funken, während die Karnevalsfreunde Schwarz-Gold Odenkirchen in der letzten Straßenbahn saßen.

Die Politik bekam auch ihr Fett weg: Euro-Rettung oder EU-Regelungswut wurden auf die Schippe genommen.

Während sich der Zug durch die Stadt bewegte, feierten die Zuschauer am Straßenrand ausgelassen mit. Es gab zwar einige, die eine Bierflasche in der Hand oder eine Plastiktüte zum Kamelle sammeln für eine ausreichende Kostümierung hielten, aber die große Mehrheit war mit Spaß und Fantasie dabei: Mexikaner, Clowns und Klosterbrüder sangen und schunkelten.

Einige erfahrene Jecken hatten sich Campingstühle mitgebracht, um sich zwischendurch ausruhen zu können. Andere waren mit Bollerwagen voller Getränke und Knabbereien unterwegs. Beneidet wurden die Inhaber von Balkonen am Zugweg: Auch sie feierten bunt kostümiert und mit vielen Luftschlangen und Luftballons.

Die Karnevalisten auf den vorbeiziehenden Wagen zeigten sich beeindruckt und versuchten, mit Kamelle auch die Balkone oder offenen Fenster zu erreichen. Nach fast zwei Stunden verließen die letzten Wagen und Fußgruppen ihre Wartepositionen an der Bismarckstraße.