Gladbachs Ehrenbürger: Der „Pistolen-Franz“ und sein Leben für die Politik

Acht Jahre lang führte Franz Meyers als Ministerpräsident die Geschicke NRWs. Seine politischen Ideen zeugen von Weitsicht und Vielfalt.

Mönchengladbach. Die markante Hornbrille war sein Erkennungsmerkmal, von politischen Gegnern gefürchtet ob seiner starken Argumente und in seinem Handeln ein weitsichtiger Visionär.

Franz Meyers, Innenminister und acht Jahre lang Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens, galt unter Kollegen als offen und gesellig — auf politischem Schmusekurs war der zeitweilige OB Mönchengladbachs aber nie unterwegs. In seiner Persönlichkeit vereinigte er das rheinisch-heitere Gemüt mit einer katholisch-toleranten Weltanschauung.

Meyers, geboren am 31. Juli 1908 in Mönchengladbach, machte sein Abitur 1927 am Stiftisch-Humanistischen Gymnasium. Danach studierte er Jura, strebte aber schon damals eine politische Karriere an. Doch erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem er drei Jahre als Soldat eingesetzt wurde, galt sein Fokus ganz der Politik. Nach dem Eintritt in die CDU 1948 wurde er bereits zwei Jahre später in den Landtag gewählt.

Innenminister, Generalmanager der CDU für die Bundestagswahl 1957 und schließlich NRW-Ministerpräsident: Meyers feierte sowohl auf Landes- wie Bundesebene Erfolge. Seine achtjährige Amtszeit als Landesoberhaupt nutzte er, um ein aus seiner Sicht modernes Nordrhein-Westfalen zu schaffen.

Neben den Beschlüssen über den Bau der Universitäten Bochum, Dortmund und Bielefeld ebnete er mit der Errichtung des Landesamtes für Forschung den Weg zu einem der bedeutendsten Forschungs- und Hochschulstandorte Deutschlands.

Außerdem setzte er sich für ein Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Bürgern — Rheinländern wie Westfalen — ein. Nur in Einigkeit könne das aus seiner Sicht wichtigste Bundesland der Bundesrepublik bestehen. Den stärksten Ausdruck fand die Idee in den 80er-Jahren, als Johannes Rau Meyers’ Gedanken aufgriff und den Slogan „Wir in Nordrhein-Westfalen“ prägte.

Seine politische Laufbahn neigte sich 1966 dem Ende zu: Damals musste er die Regierungsgeschäfte in Düsseldorf an eine sozialliberale Koalition abgeben, nachdem durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt worden war.

Nachdem 1967 der Versuch scheiterte, als CDU-Spitzenkandidat in den Landtagswahlkampf zu ziehen, wurde es ruhig um Franz Meyers. Am 29. Januar 2002 starb er im Alter von 93 Jahren in seiner niederrheinischen Heimat.

Seinen Spitznamen „Pistolen-Franz“ erhielt Meyers, als er Polizisten im Notfall mit der Schusswaffe gegen „Autospringer“ vorgehen lassen wollte. Anlass dieser Aussage waren Kriminelle, die im Herbst 1954 auf den Autobahnen im Raum Köln und Düsseldorf auf Lkw sprangen und die Ware herunterwarfen.

Heute ist Meyers Name Teil des Gladbacher Stadtbildes. Das Gymnasium in Giesenkirchen wurde unter anderem nach ihm benannt, weil er 1975 als kommissarischer Oberbürgermeister die Entscheidung über den Standort der Schule maßgeblich beeinflusst hatte. Drei Jahre später erhielt er die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt.

Vor vier Jahren zeigte eine Ausstellung im Schloss Rheydt die zahlreichen Facetten seines Lebens. Die Museumsleitung zeigte Exponate wie Meyers’ Hut oder die charakteristische Hornbrille, und frischte die Historie eines der ehemals einflussreichsten Bürger der Stadt auf.