„Heimlicher“ Moschee-Bau in Rheydt
An der Mittelstraße entsteht ein großes Bethaus. Die Öffentlichkeit wurde nicht informiert. Die Polizei geht davon aus, dass dort auch Salafisten beten.
Die Moschee Masjid Arrahman an der Mittelstraße in Rheydt war bislang nichts anderes als eine alte Lagerhalle. Das wird sich jetzt ändern. Bereits im Juni erteilte die Stadt der muslimischen Gemeinde die Baugenehmigung für eine neue Moschee. Die wird beachtlich. Angemeldet ist eine Gesamtfläche von 1644 Quadratmetern, der Moscheeverein spricht auf seiner Internetseite selbst von knapp 2000 Quadratmetern. Geplant sind eine 17 Meter hohe Kuppel und ein Minarett, das nach marokkanischer Tradition nicht so hoch ist. Die Baugrube ist bereits ausgehoben. Als Kosten gibt die muslimische Gemeinde selber 3,5 bis vier Millionen Euro an, wobei auch viel Eigenleistung in den Neubau einfließen soll.
Die Öffentlichkeit wurde bislang nicht informiert. Bei der Stadt beruft man sich darauf, dass an dieser Stelle auf Bestand aufgebaut wird. Es handele sich um eine Erweiterung der bestehenden Räume um 900 Quadratmeter. Die Baugrube lässt allerdings anderes vermuten.
Masjid Arrahman ist eine offene Moschee. Jeder darf dort beten. Schon der Vergangenheit haben sich dort auch Salafisten getroffen. Bei der Polizei geht man davon aus, dass dies auch weiterhin der Fall ist. Darum steht das Bethaus im Visier der Staatsschützer. Schon vor Jahren hatte der Verein jedoch erklärt, dass islamistische Prediger wie Pierre Vogel und Sven Lau an der Mittelstraße Hausverbot hätten. Salafisten aus der dritten oder vierten Reihe würden aber eingelassen, auch um sie zu „re-integrieren“. Auf ihrer Internetseite distanziert sich der Verein deutlich von Terror. Bei der interreligiösen Konferenz, bei der sich katholische, evangelische und muslimische Gemeindevertreter der Stadt an einen Tisch setzen, beteiligen sich Muslime aus der Masjid-Arrahman-Moschee „sehr engagiert“, wie Stephan Dedring, evangelischer Pfarrer in Rheydt, sagt. Die Gemeinde sei auf dem Weg des Öffnungsprozesses, „und wir hoffen sehr, dass wir dabei Unterstützung geben können. Dabei arbeiten wir mit der Polizei zusammen“, berichtet Dedring.
Der Verein Masjid Arrahman wurde von Marokkanern gegründet. Bereits 2010 wurde eine Bauvoranfrage für eine neue Moschee bei der Stadt gestellt. Damals hatte die Gemeinde aber noch nicht genügend Mittel für einen Neubau gesammelt. Ursprünglich war auf dem Gelände hinter dem Rheydter Bahnhof eine Speditionsfirma angesiedelt. Schon vor Jahren trafen sich in der Moschee an der Mittelstraße bis zu 500 gläubige Muslime zum Freitagsgebet. Auch durch den Flüchtlingszuzug ist die Zahl stark angewachsen. Viele Syrer sollen dort zum Gottesdienst gehen. In einem Internetvideo, das vor gut einem Jahr ins Netz gesetzt wurde und in dem der Verein zu Spenden für den Neubau aufruft, wird berichtet, dass sich freitags bis zu 800 Menschen in der alten Moschee treffen. Manche müssten sogar draußen im Regen beten, weil es innen zu eng geworden sein.
Als Urheber der Videobotschaft wird „Habibiflo Dawah Produktion“ angegeben. Unter dem Namen „Habibiflo“ wurden seinerzeit auch Videos mit Pierre Vogel und Vertretern des mittlerweile aufgelösten islamischen Vereins „Einladung zum Paradies“ produziert, der in Eicken eine Islamschule hatte eröffnen wollen.
Auf der Internetseite masjid-arrahman.de kann man sich Bilder der geplanten neuen Moschee ansehen. Gezeigt wird ein imposanter Bau, innen ausgestattet mit einer geschwungenen Empore. Es gibt Gebetsräume für Männer und Frauen, die zwar getrennt, aber nicht komplett voneinander abgeschirmt sind.