Heinz Kleef: Der Mann, der die Prinzen schaukelt

Menschen im Karneval: Heinz Kleef ist mehr als der Chauffeur der großen Tollitäten. Am Aschermittwoch ist Schluss, aber nicht mit lustig.

Mönchengladbach. Er hat viele Prinzenpaare kommen und gehen sehen. Er ist dabei, wenn sie lachen, schunkeln oder auf dem Weg nach Hause vor Erschöpfung einschlafen. Er bringt die jecken Regenten zu Karnevalssitzungen, zum Friseur, besorgt mal eben ein Stück Kuchen oder holt die "königliche" Kluft aus der Reinigung. Heinz Kleef (65) ist der Herrscher hinter den Kulissen, das "Mädchen für fast alles" der Tollitäten. Seit 13 Jahren ist er Hofmarschall des Mönchengladbacher Karnevalsverbandes (MKV).

Auch jetzt steht er wieder parat. Tag für Tag und bis spät in die Nacht für Jochen II. und seine demnächst angetraute Niersia Katja I. Doch am Aschermittwoch, wenn "der Heinz" 66 Jahre jung wird, ist alles vorbei. "Mit den Prinzenpaaren, nicht mit dem Karneval", lacht der Mann mit den kurzen Haaren.

Als Hofmarschall wird man gewählt. Für drei Jahre. Das sei ein knochenharter Job, den man nicht mal eben neben dem Beruf ausübt. "Und eiserne Disziplin gehört dazu", betont er.

Spätestens dann, wenn im Sommer das Prinzenpaar feststeht, das die Narren bei Laune halten soll, ist es für Kleef vorbei mit lustig. Die Vorbereitungen beginnen. Dabei spielt der Terminplan die wichtigste Rolle. Wann und wo treten die Tollitäten auf? Wer bekommt den Prinzenorden, wer den Orden des MKV? Kleef stellt für jeden Tag in der Session einen kleinen gedruckten Spickzettel fürs jecke Duo zusammen. Und da steht dann auch drauf, wie der Präsident der Karnevalsgesellschaft heißt, wo man gerade auftritt. Oder: Sagen die hier als stimmungsbegleitenden Schlachtruf Halt Pohl, All Rheydt oder Et fluppt?

Kleef holt Jochen und Katja nun regelmäßig am Dorint-Hotel ab, wenn es in die Säle, zu Sponsoren oder ins Altenheim geht. Im Hotel übernachten sie bis Aschermittwoch.

Der Kofferraum der 100000 Euro teuren Limousine, die ein Autohaus mit dem Stern im Schilde wieder zur Verfügung gestellt hat, ist da längst voll gepackt mit Orden, gerahmten Fotos vom Prinzenpaar, mit den beliebten Bierkrügen und vor allem kleinen Präsenten wie Zahnbürsten und Zahnpasta, die man unters Narrenvolk bringt.

Die Prinzessin ist nämlich Zahnärztin. Und Mundhygiene schadet auch den Jecken nicht.

Seit 1994 führt und fährt er die Prinzenpaare. "Da kommen locker mal eben 6000 Kilometer in der Zeit vom Hoppeditz-Aufwachen bis Aschermittwoch zusammen", sagt Kleef. Woran erinnert er sich besonders? Als er vor wenigen Jahren einen großen Benz am Bonner Kanzleramt gegen einen Findling setzte. "Das war ein Schaden von mehr als 15 000 Mark", erzählt die rechte Hand der Tollitäten. Bezahlen musste er ihn nicht. Der Sponsor sei großzügig gewesen.

Welches Paar ist ihm besonders ans Herz gewachsen? Kleef schweigt und sagt: "Darüber spricht man nicht." Befreundet sei er aber schon mit dem einen oder anderen.

Dafür, dass er sich in Sachen Karneval die Tage und Nächte um die Ohren schlägt, bekommt Kleef, ein strammes Mitglied der rot-grauen Gladbacher Prinzengarde, eine kleine Kostenpauschale. Und er opfert dafür, dass er die Tollitäten durchs Land schaukelt, seinen Urlaub, sagt Kleef.

Adjutanten Sitzt das Häubchen der Prinzessin richtig, schwingen die Federn fein auf der Kappe des Prinzen? Dafür sorgen ihre beiden Dauer-Adjutanten Dieter Lichtenhahn und Norbert Amend. Die beiden Assistenten sind Mitglieder der beiden Prinzengarden Gladbach und Rheydt und helfen auch beim Einkleiden.