Hilfsaktion: „Die Spenden vergammeln in unserem Partykeller“
Michael Esser nahm Hilfsmittel für eine Familie auf, die bei einem Brand an Ostern alles verloren hat. Bis jetzt wurde aber nichts abgeholt.
Mönchengladbach. Der 51-Jährige macht aus seiner Empörung keinen Hehl. Michael Esser ist spürbar aufgewühlt. Als an Ostern ein Reihenhaus in Venn abbrannte, hatte er aus der WZ von der Geschichte einer elfköpfigen Familie erfahren, die ihr ganzes Hab und Gut verloren hat. „Ich wollte einfach nur helfen“, sagt Esser rückblickend — er konnte aber nicht ahnen, wie sich die Geschichte entwickeln würde.
Damals hatte Esser nach Spendenaufrufen zum Telefonhörer gegriffen und einen Werkstattraum sowie den Partykeller im Haus seiner Schwiegereltern zur Verfügung gestellt. Denn in der Zwischenzeit war die neue, viel zu kleine Behelfsunterkunft der Familie mit Spenden überhäuft worden.
Nachbarn, Freunde, aber auch Unbekannte hatten großen Anteil am Schicksal der Großfamilie genommen. Esser holte Kleidung, Spielzeug und sogar Möbel in der Unterkunft ab, seine Tochter half beim Transport. Die beiden Räume im Haus der Schwiegereltern waren schnell rappelvoll.
Doch getan hat sich seitdem — nichts. „Es wurden bisher noch keine Sachen abgeholt. So dringend kann die Familie die Spenden anscheinend doch nicht gebraucht haben“, sagt Esser, der offen und ehrlich zugibt: „Ich fühle mich total verarscht. Ich frage mich, was das für Leute sind, die zur Hilfe aufrufen und dann die Sachen vergammeln lassen? Ich finde das ungeheuerlich.“
Hinzu komme, dass er bis auf einen kurzen Telefonanruf keinen Kontakt zu der Familie gehabt habe. „Ich kenne nicht mal den Namen der Leute“, sagt er. Alles lief über eine Mittelsfrau, die nun zu allem Überfluss laut Esser noch berichtet habe, dass die Familie „in einer Nacht- und Nebelaktion aus der Übergangswohnung verschwunden sei und diese verwüstet zurückgelassen habe“.
Deshalb soll mit der Lagerung bald Schluss sein. Der 51-Jährige bittet die Familie eindringlich, sich unbedingt bei ihm zu melden und bis Ende September ihre Sachen mitzunehmen. „Ansonsten rufe ich beim Roten Kreuz an und lasse alles abholen“, sagt Esser, und sieht kaum noch eine andere Lösung.
Die Werkstatt kann aus Platzgründen weniger genutzt werden, und auch der Partykeller soll für die nächste Familienfeier wieder freigeräumt sein.