Der Graf mischt in Gladbach düstere mit neuen Tönen

Der Auftritt von „Unheilig“ wurde mit stürmischem Applaus begleitet. Fast hätte der Sänger aber absagen müssen.

Mönchengladbach. Mönchengladbach hatte Glück. Und das nicht nur mit dem Wetter. Der Regen verzog sich am Samstagabend pünktlich vor Konzertbeginn im Hockeypark. Denn die in Cottbus und Oldenburg für den 30. Und 31. August geplanten Konzerte hatte Unheilig absagen müssen.

„Der Graf“ war vorletzte Woche Mittwoch von einem Hundebiss an Gesicht und Händen verletzt worden und konnte nicht auftreten, weil eine Blutvergiftung drohte. In Mönchengladbach stand er wieder auf der Bühne — und das empfanden die Fans vom ersten Augenblick an als Glück.

Nach und nach kommen die Musiker auf die mit Kerzen geschmückte Bühne. Im Hintergrund sorgt die Silhouette einer erleuchteten Stadt für Atmosphäre — die Boxentürme sind gut in das Bühnenbild integriert.

Der Keyboarder, der die ersten Klänge zu „Das Licht“ gibt, wird bereits mit stürmischem Applaus begrüßt. Die Stimme des Grafen kommt noch aus dem Off — da klatscht der ganze Hockeypark schon mit. Als er wie üblich im Gehrock auf der Bühne erscheint, jubeln alle begeistert. Von Anfang an gibt er Gas, heizt ein. Viele Texte aus „Lichter der Stadt“ gehören in eine Kategorie mit „Geboren um zu leben“, geben Trauer und Abschied Ausdruck.

Darin werden alte Hits eingeflochten, wie sein erster aus dem Jahr 2000 „Sage ja!“, in dem er auffordert, sich zu seiner Schattenseite zu bekennen. Dabei lässt er seine Stimme tief und düster über den Hockeypark schallen, während er leichtfüßig die Bühne von rechts nach links abläuft und auf dem ins Publikum gebauten Laufsteg immer wieder zum Mitklatschen animiert.

Unverkennbar bleiben düstere Klänge, mit denen er anfangs in der Gothic Szene punktete, aber das Publikum ist inzwischen breit aufgestellt und keiner Szene zuzuordnen. Immer öfter hellt sich auch die Stimme des Sängers auf, der „Unheilig“ als sein Soloprojekt bezeichnet. Nur für Live-Konzerte holt er sich Musiker mit auf die Bühne.

Das Spiel mit dem Publikum nimmt breiten Raum ein: Der Graf lässt La-Ola-Wellen steigen und flirtet mit den weiblichen Besuchern der ersten Reihe. Dabei versprüht der Sänger stets gute Laune. Und die nehmen die Zuschauer nach 90 Minuten Konzert-Dauer auch mit nach Hause.