Jugendschutz: „Darf ich den Ausweis sehen?“
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung informierte sich in Gladbach über Maßnahmen zum Jugendschutz
Mönchengladbach. Eine Flasche Alkopop wird an der Supermarktkasse über den Scanner gezogen. Ein Signalton ertönt, und auf dem Display erscheint "Altersfreigabe 18". Der Kassierer lässt sich daraufhin den Ausweis des jungen Kunden zeigen.
Der Kunde ist über 18 Jahre alt, der Kassierer drückt auf die Taste "OK". Andernfalls hätte er die Eingabe direkt storniert: An Jugendliche unter 18 dürfen keine Spirituosen und spirituosenhaltige Mixgetränke abgegeben werden. Wie das Kassen-System in Real-Märkten funktioniert, darüber informierte sich gestern die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing in Mönchengladbach.
Das System sei "vorbildlich", findet Bätzing, die gemeinsam mit Mönchengladbachs Oberbürgermeister Norbert Bude an der Reyerhütte die mit der "Initiative 18+" eingeführten Verbesserungen in Augenschein nahm. "18 +" hat der Getränkehersteller Diageo gemeinsam mit den Real-Märkten entwickelt. Die Initiative besteht aus zwei Teilen.
Neben dem Kassenwarnsystem, das die Kassierer bei der Alterskontrolle unterstützt, wird auf Fortbildung gesetzt. Mit einem eigens entwickelten Lernprogramm werden die Kassierer in Sachen Jugendschutz geschult, die unterschiedliche Behandlung von Bier, Wein und Spirituosen eingeübt, aber auch auf die gesundheitlichen Folgen von Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen hingewiesen.
"Wir haben genügend Gesetze und Regeln zum Jugendschutz", betont die Drogenbeauftragte Sabine Bätzing, "aber es mangelt an der Umsetzung. Deshalb ist es so wichtig, die Mitarbeiter zu sensibilisieren." Die Zunahme des Alkoholmissbrauchs durch Jugendliche in ganz Europa ist nach Meinung von Real-Vorstandschef Joel Saveuse "eine totale Katastrophe".
Das Kassenwarnsystem sei in Deutschland bisher einzigartig, erklärt Saveuse. "Die Verfügbarkeit von Alkohol ist einfach zu groß", meint Sabine Bätzing und hofft, dass weitere Einzelhandelsketten ähnliche Systeme entwickeln.
Die Anstrengungen zu mehr Jugendschutz haben sich offenbar auch schon unter Gladbachs Jugendlichen herumgesprochen. Der Real-Angestellte und BWL-Student Christian Grosselk jedenfalls, der das Lernprogramm und Kassenwarnsystem gestern vorführte, musste in drei Wochen Arbeit an der Kasse nicht ein einziges Mal einen Kauf verweigern.
Kein Jugendlicher wollte in der Zeit verbotene alkoholische Getränke kaufen.