Kanalbau: Der „dicke Pitter“ schweigt

Die Erschütterungen des Kanalbaus können der Kirche St. Maria Rosenkranz schaden. Deshalb sind die Glocken still. Deren Geläut sorgt schon für Vibrationen.

Mönchengladbach. Bei den Verantwortlichen der katholischen Gemeinde St. Maria Rosenkranz in Eicken schrillen die Alarmglocken. Sie befürchten, dass die umfangreichen Kanalarbeiten auf der Eickener Straße ihrem altehrwürdigen Gotteshaus schaden könnten.

Erste Vorkehrungen wurden bereits getroffen. So läuten an diesem Wochenende zum vorerst letzten Mal die fünf Glocken. Auch die größte unter ihnen, von Eickenern "dicker Pitter" genannt, schweigt. Pfarrer Wolfgang Bußler: "Damit vermeiden wir während der Bauarbeiten weitere unnötige Erschütterungen für die Kirche".

Auch Uwe Klein, zuständiger Bauleiter von der NVV AG, hat an die Leute vom Kanalbau zum Thema Kirche die Parole "Vorsicht" ausgegeben. Schlägt die Vibration infolge der Kanalverlegung in die Gefahrenzone aus, piepsen angebrachte Schwungmess-Vorrichtungen Alarm. Klein: "Wir wollen Schäden vermeiden und deshalb vorsichtig sein."

Insider sagen, dass es im Gebälk des Glockenstuhls der Rosenkranz-Kirche schon jetzt "ein wenig kracht", wenn das kirchliche Geläut so richtig in Fahrt gekommen ist. Zudem wissen die Kirchenleute nicht genau, ob der Sakralbau nun auf Pfählen steht oder nicht.

Also traf man Sicherheitsmaßnahmen, weil die Verlegung des neuen Mischwasserkanals mit den mehr als 2,20 Meter Durchmesser großen Rohren nicht nur Lärm, Staub, sondern auch Erschütterungen mit sich bringt.

Während die Großleitung beispielsweise in der Eickener Fußgängerzone von großen Maschinen durch die Erde getrieben wurde, werden die nun vor der Kirche begonnenen Arbeiten "offen" erledigt. Das bedeutet, dass die Schaufeln der Bagger ein Loch von fünf Metern ausheben - genug Platz für die Rohre für Schmutz- und Regenwasser. Klein: "Die Straße ist nicht gerade breit, wir kommen der Kirche schon sehr nahe."

Gestern stand nicht fest, ob Gläubige in der Bauzeit über Glockengeläut per Lautsprecher zu den Eucharistiefeiern am Samstag, 18.45 Uhr, oder Sonntag, 11.15 Uhr, eingeladen werden. Bußler: "Das hat Wirkung, vermeidet unnötige Belastungen für die Kirchenstatik." Auch der tägliche Glockenschlag morgens, mittags und abends unterbleibt.

In der Fußgängerzone ist der Kanalbau fast erledigt. Bis September werden dort noch die Anschlüsse vom Großkanal zum jeweiligen Haus angebracht. In 14 Tagen könne im Bereich des Eickener Marktplatzes mit der Neugestaltung begonnen werden - mit neuer Pflasterung, Bäumen, Platz für Biergärten usw.

Die Kanalsanierung von Marienkirchstraße/St. Maria Rosenkranz bis Hindenburgstraße soll bis Oktober 2009 erledigt sein, so Klein. So lange werden die Glocken aber nicht schweigen.