Karstadt: „Wir haben genug gezittert“

Erleichterung wie Skepsis nach Zuschlag für Berggruen.

Mönchengladbach. Das Feilschen der drei Bieter Berggruen, Highstreet und Triton um Karstadt hat auch die 131 Beschäftigten im Rheydter Haus fiebern lassen. "Wir sind nach wie vor guter Hoffnung", sagt die Betriebsratsvorsitzende Ursula Richter am frühen Abend. Da weiß sie noch nicht, dass Berggruen den Zuschlag für die Kette erhalten hat.

Richter: "Wir wollen, dass diese unendliche Geschichte endlich ein Ende hat." Eine Entscheidung sei überfällig.

Eine ältere Mitarbeitern, die bei weiteren Fragen von Medienvertretern auf Richter und die Essener Pressestelle verweist und ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, meint: "Ich bin für die Kunden und die Kollegen da." Was da in letzter Zeit alles gesagt und geschrieben wurde, das interessiere sie kaum noch.

Aber ein positives Ergebnis will sie schon, fügt sie eher leise hinzu. "Meinen Job mache ich gerne, bei Karstadt."

Karstadt am Marktplatz in Rheydt an einem Montag: Die Kunden interessiert das Schicksal der insolventen Warenhaus-Kaufhaus und ihrer vielen Mitarbeiter nur vereinzelt. "Ich will hier auch in Zukunft einkaufen", sagt die 60-jährige Rheydterin resolut. Ihr Konzept: Sie lässt hier so manchen Euro. Richter ergänzt: "Wir schreiben in Rheydt weiterhin schwarze Zahlen. Das ist ein Plus." Zuletzt war die Miete für das City-Haus gesenkt worden, die WZ berichtete.

Und auch die Politik zeigte Solidarität, auch wenn es ihr schwer fiel. 500 934 Euro - diese Summe erlässt die hoch verschuldete Stadt der insolventen Karstadt GmbH. Damit haben fast alle Kommunen mit Warenhaus-Standorten der Traditionsmarke Forderungen auf Zahlung offener Gewerbesteuer-Beträge fallen gelassen.

Verzichten wird die Stadt auch auf Stundungszinsen - sie fielen an, weil Karstadt um Zahlungsaufschub bat.

Der Verzicht sei Voraussetzung für den Einstieg eines Investors bei Karstadt, eben Berggruen.

Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) rechtfertigte den Schuldenerlass, der von der Kommunalaufsicht mitgetragen werde. Durch die Fortführung von Karstadt Rheydt werde die City "gestärkt". Bude und die Vorsitzende des städtischen Finanzausschusses, Ulla Brombeis (Bündnis-Grüne) unterschrieben eine so genannte Dringlichkeitsentscheidung. Sie ermöglicht den Gewerbesteuerverzicht.