Künstliche Nisthilfen: Damit die Vögel es kuschelig haben
Im Winter können die Nisthilfen den Vögeln sogar das Leben retten. Die Größe des Einfluglochs entscheidet, wer einziehen kann.
Jeder freut sich über eine schöne Wohnung. Vor allem Vögel, die angesichts von fehlenden Naturhöhlen in alten und morschen Bäumen oder geeigneten Brutnischen an Gebäuden zunehmend auf künstliche Nisthilfen angewiesen sind. Seit den Anfängen des Vogelschutzes zählt das Bauen und Anbringen von Nistkästen daher zum festen Bestandteil aktiver Naturschutzarbeit. Außerdem macht das Bauen von Nistkästen einfach Spaß und eignet sich hervorragend, um Kinder mit Tieren und deren Lebensweise vertraut zu ma-chen.
Rolf Hoppe (67) hat das jahrelang in Kursen des Solinger Stadtverbandes im Naturschutzbund (Nabu) mit jungen Vogelfreunden gemacht. „Ein wunderbares Hobby“, schwärmt er über die Tätigkeit, die nur wenig handwerkliches Geschick verlangt — allerdings das richtige Material: Der Nabu rät dazu, 20 Millimeter dicke, ungehobelte Bretter zu verwenden. Besonders geeignet sei das haltbare Eichen-, Robinien- oder Lärchenholz. Auch die einfach erhältlichen Kiefern- oder Fichtenbretter seien akzeptabel, Buchenholz hingegen ist im Außenbereich eher unbeständig.
Sperrholz und Spanplatten sind ebenfalls nicht witterungsbeständig und daher ungeeignet. Zudem sei es vorteilhaft, beim Nistkastenbau auf Nägel zu verzichten und Schrauben zu verwenden. Einerseits verringert das die Verletzungsgefahr für die Bewohner, andererseits erspart das dem Baumeister das zusätzliche Verleimen. Nicht zuletzt werden die Nistkästen dadurch stabiler und haltbarer.
In den Boden sollten vier etwa fünf Millimeter breite Löcher zur Belüftung und Entfeuchtung gebohrt werden. Holzschutzmittel darf nicht verwendet werden, um die Gesundheit der Vögel nicht zu gefährden. Zum Schutz vor Feuchtigkeit und Pilzbefall können die Außenwände mit Leinöl oder umweltfreundlichen Farben gestrichen wer-den. Wer möchte, kann das Dach mit Bitumpappe vor der Witterung schützen. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass der Kasten trotzdem häufig feucht wird und die Pappe dann ein schnelles Austrocknen sogar behindern kann.
Jedem Nistkasten-Bauer sollte zudem bewusst sein, „dass Holz nicht so lange hält“, sagt Hoppe. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte auf Kästen aus Holzbeton zurückgreifen. Die werden auch von Förstern im Wald genutzt und halten 25 Jahre. Allerdings sind diese Kästen nicht in Eigenbau möglich. „Die gibt es nur im Handel“, weiß Hoppe. Wie bei der menschlichen Wohnung ist auch bei der Unterkunft für gefiederte Bewohner die Lage der Wohnung ein wichtiger Aspekt. Idealerweise sollte die Brutstätte in zwei bis drei Meter Höhe aufgehängt werden.
Das Einflugloch sollte nicht nach Westen zur Wetterseite zeigen, noch sollte der Kasten längere Zeit der prallen Sonne ausgesetzt sein. Die oftmals von Menschen bevorzugte Südlage ist für Vogelfamilien deshalb nicht von Vorteil. Am besten ist eine Ausrichtung nach Osten oder Südosten. Damit es nicht in die Wohnung hineinregnet, sollte der Nistkasten nicht nach hinten, sondern eher nach vorne überhängen. Zur Befestigung an Bäumen eignen sich rostfreie Alu-Nägel oder -Schrauben.
Noch besser sind feste Drahtbügel, um den Baum nicht zu schädigen. Schließlich entscheidet die Größe des Einfluglochs darüber, wer dort später einziehen kann. Bei einem Durchmesser von 26 Millimetern können dort nur kleine Meisenarten wie die Blau- oder Tannenmeise einziehen.
Größere Arten wie die Kohlmeise brauchen schon 32 Millimeter. Noch größere Einfluglöcher eignen sich dann auch für andere Höhlenbrüter — wobei es kleineren Vögeln natürlich freigestellt ist, auch diese Wohnungen zu beziehen. Für alle gilt laut Hoppe allerdings eine Grundregel: „Nach der Brutsaison müssen die Kästen gereinigt werden, sonst braucht man sie erst gar nicht aufhängen.“