„Kulturnacht nachtaktiv“: Von Wassernixen bis Modenschau
Von einem Programmpunkt zum nächsten, von einem „Quartier“ zum anderen ging es bei „nachtaktiv“.
Mönchengladbach. Eine besondere Modenschau von Designerin Eva Brachten (38) ist auf der „Kulturnacht nachtaktiv“ zu sehen: Zehn Models präsentieren Brachtens bunte Mode — häufig in rosa, türkis und auch pfirsichfarben. Dabei tragen alle Models Radios und laufen zur Musik des Lokalsenders über die Eickener Fußgängerzone. Mit dabei sind zehn Tänzerinnen der Ballettschule „Happy Dance“ und neun Pantomimen-Darsteller der Hans-Jonas-Gesamtschule Neuwerk. Letztere „reagieren“ auf die Models, bewundern und bestaunen sie. Auch für den Nieselregen hat Brachten vorgesorgt. Alle Models treten mit pinkfarbenen Schirmen auf.
Christine Wilms (60) und Helga M. Vesper (58) sind beide modeinteressiert und kennen Brachten. Den beiden gefällt die Modenschau, ihnen tun allerdings die Models leid — nicht nur wegen des Wetters, auch wegen der hohen Schuhe. Model Gizem Bulut (20) kann beruhigen: „Durch die Aufregung ist einem nicht kalt.“
Zum 5. Mal findet die Kulturnacht nachtaktiv statt. „Das Besondere daran ist, dass sich die gesamte städtische und freie Kulturszene zusammenschließt. Das riesige Programm zeigt den kulturellen Reichtum der Stadt“, sagt Thomas Hoeps, Leiter des Kulturbüros.
Seit dem vergangenen Jahr hat sich einiges geändert. Die Stadt wird in vier Quartiere eingeteilt, Rheydt, Eicken, Abteiberg und Altstadt. Zudem werden die Veranstaltungen häufiger wiederholt.
Gleichzeitig ist das Programm etwas abgespeckt: Es gibt 140 Ereignisse mit 218 Aufführungen an 41 Orten — vergangenes Jahr gab es noch 191 Programmpunkte. „Das Gefühl, dass man aus dem Vollen schöpfen konnte, schlug vielfach um in ein Gefühl, dass man zuviel verpasst“, erklärt Hoeps.
Trotzdem ist das Programm auch dieses Jahr bunt und deckt Sparten wie Musik, Literatur, Film, Ausstellungen sowie Performance, Shows und Tanz ab. Beim Schlendern durch Eicken trifft man auf größere und kleinere Aktionen. So etwa auf eine „Brotzeit“-Station vor dem Theater im Gründungshaus (TIG), organisiert von Katrin Schwermer-Funke (30). Die Nachtschwärmer können dort und auch in allen anderen Quartieren verschiedene Brotsorten mit vegetarischen und veganen Aufstrichen probieren.
Während es den einen an der frischen Luft kühl wird, fühlt es sich im Stadtbad Rheydt anders an. Als „mörderisch heiß“ empfindet es Jutta Chrisanth (57) vom „Duo Criminale“. Mit Anja Puhane (47) trägt sie dort kriminalistisch aufgearbeitete Kinderlieder vor und wird von Nadine Jagusch (38) am Saxophon begleitet.
Auch Guntram Herkenrath (55) und Olga Moskalenko (43) finden es zu warm im Pahlkebad — trotzdem gefällt den beiden die Performance der drei „Abenteuernixen“, die musikalisch mit Gitarre, Piano und Posaune untermalt wird. Ebenfalls musikalisch geht es in der Stadtbibliothek Rheydt zu. Die Umoja Singers geben Gospels zum Besten. Die Chormitglieder haben ihre Wurzeln unter anderem im Kongo, in Ungarn, im Libanon und in Großbritannien und füllen vor platzbedingt eher kleinem Publikum die Bibliothek mit ihren Stimmen.
Da sind 400 Besucher in der Citykirche, darunter viele junge Zuschauer, das andere Extrem. Hier präsentieren unter anderem Juri Rother (23) und Pierre Pihl (23) ihre selbstgeschriebenen Lieder, spielen dazu Gitarre und Bass. Die Musik ist eher ruhig, die Texte basieren zumeist auf Alltagserfahrungen. „So kann man den Abend gut ausklingen lassen“, sagt Maria Köhler (23). Viele feiern allerdings noch weiter — zum Beispiel im Graefen & König, in der Kulturküche und im Alten Kopinghaus.