Mönchengladbach 2025: Ein Fall für die Mustermanns

Wie wohnen die Mönchengladbacher im Jahr 2025, beziehungsweise, wie wollen sie wohl leben? Und was müssen die Stadtplaner beachten, damit das für alle möglichst positiv ist?

Mönchengladbach. Sie ist in ihrem Leben zwar schon zahllos für Beispiele von Bananenkonsum bis Fernsehverhalten bemüht worden, aber Familie Mustermann hat sich bewährt. Und wenn wir sie um Single Mustermann und Partnerschaft Mustermann erweitern, sind sie für einen Blick ins Jahr 2025 in Mönchengladbach perfekt. Torsten Stamm, Leiter der städtischen Abteilung Stadtentwicklung, wagt eine Prognose, wie die Mustermanns leben.

Wie wohnen die Mustermanns 2025?

Stamm: Egal, ob in Wohnung oder Haus, die Eigentumsquote steigt. Der Wunsch der Menschen, in den eigenen vier Wänden zu leben, ist schon jetzt da und wird weiter wachsen. Die Gladbacher werden dabei vor allem versuchen, im eigenen Haus zu wohnen. Aber eher in den Zentren als am Stadtrand.

Der Grund sind einerseits die Zeitbudgets. Alle bemühen sich, Zeit zu optimieren, weil die Freizeitwünsche immer größer werden. Das bedeutet zum Beispiel für diejenigen, die berufstätig sind, dass sie an der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben arbeiten. Das heißt, kurze Wege sind wichtig, das Verknüpfen von Wegen, also zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit das Kind zur Kita bringen zu könen.

Das spricht für Wohnen in möglichst zentraler Lage. Hinzu kommen die Kraftstoffpreise. Es wird immer mehr zu einer sozialen Schere kommen was Autobesitz oder besser -betrieb angeht. Denn der Besitz ist vielleicht noch für viele bezahlbar, aber der Betrieb zu teuer.

Wenn die Mustermanns zentral leben und Autos teuer sind, wie bewegen sie sich fort?

Stamm: Vor allem angesichts des Kraftstoffpreises werden die Mönchengladbacher anders mobil sein müssen. Sie werden das Auto noch nutzen, wenn sie sich eines leisten können. Aber sie werden es viel ausgesuchter tun.

Die Menschen werden häufiger Busse und Bahnen nutzen. Und die Mobilität wird wieder mehr mit dem Fahrrad zu tun haben. In Mönchengladbach ist diese Fortbewegungsart noch nicht besonders ausgeprägt. Viele haben ein Rad, nutzen es aber nur in ihrer Freizeit. Wir als Stadtplaner werden versuchen müssen, Radfahren alltagstauglich zu machen.

Wenn die Mustermanns anders mobil sein werden, wird es weniger Verkehr geben?

Stamm: Einerseits ja. Viele Berufstätige werden vielleicht nur noch zwei oder drei Tage im Büro arbeiten, an den anderen Tagen zu Hause. Aber der Verkehr wird trotzdem nicht weniger. Alle Prognosen sagen: Es werden mehr Waren durch die Gegend gefahren. Weil alle Zeit sparen und es bequem haben wollen, lassen sie sich noch mehr an Produkten nach Hause bringen. Und in Zeiten der Globalisierung werden eben Nordseekrabben in Marokko gepult, weil es dort billiger ist. Wer als Autofahrer von Venlo nach Mönchengladbach unterwegs ist, wird sich in einer Kette von Lastwagen wiederfinden. Der Güter- und Transportverkehr wird in den kommenden 15 Jahren um 50 Prozent steigen.

Die Mustermanns kaufen 2025 also alles online und brauchen keine Geschäfte mehr?

Stamm: Doch, es wird immer Waren geben, die die Menschen nicht in großen Mengen übers Internet bestellen.

Dazu gehören Lebensmittel, Dinge des täglichen Bedarfs. Und auch Kleidung werden viele weiterhin in den Städten kaufen. Aber die Zahl der Buchläden wird wohl angesichts des Booms der E-Books zurückgehen. Plattenläden gibt es ja heute schon fast nicht mehr. So etwas suchen dann nur noch Liebhaber auf.

Apropos Liebhaberei, wie verbringen Mustermanns ihre Freizeit?

Stamm: Auch das Freizeitverhalten hat viel mit dem Faktor Zeit zu tun. Es muss alles immer sofort verfügbar sein. Deshalb wird in Zukunft vieles auf wachsende kommerzielle Angebote hinauslaufen. Diesen Trend kann man schon jetzt in 24-Stunden-Fitness-Studios oder überdachten Spielplätzen sehen. Bei den Angeboten der Stadt lässt sich beobachten, dass der klassische Bolzplatz aus den 70ern nicht mehr genutzt wird.

Nach Arbeit, Sport und Spiel gehen alle schlafen. . .

Stamm: Hoffentlich schlafen sie gut. Denn wir sehen gerade in den Innenstädten das Problem zunehmenden Lärms. Und da ist nicht nur der Verkehr Schuld. Es sind auch zum Beispiel Geräte wie Klimaanlagen, die an immer mehr Gebäuden außen angebracht sind.