Schuldenuhr in Mönchengladbach Die Schuldenuhr tickt weiter rückwärts

Mönchengladbach. · Die roten Zahlen der Stadt sind zum ersten Mal seit zwölf Jahren neunstellig. Seit fünf Jahren werden kontinuierlich Schulden getilgt.

Mönchengladbach Grafik Schulden Schuldenstand Schuldenuhr

Foto: Martin Ferl

Der 31. Dezember 2007 war ein besonderer Tag in der Geschichte der Stadt. An diesem Silvestertag hatte die Stadt zum Jahresabschluss zum ersten Mal Schulden in Milliarden-Höhe. Der 31. Dezember 2019 war in umgekehrter Sicht auch ein ganz besonderer Tag. Denn an diesem Silvestertag lagen die Schulden der Stadt zum ersten Mal nach zwölf Jahren wieder unter der Marke von einer Milliarde Euro. Der Jahresabschluss ist zwar noch nicht fertig, doch daran besteht laut Kämmerer Michael Heck kein Zweifel: Die roten Zahlen der Stadt sind erstmals wieder „nur“ neunstellig.

Seit inzwischen fünf Jahren tickt Gladbachs Schuldenuhr rückwärts, und das mit einem immer schnelleren Tempo. Stand heute hat die Stadt noch rund 968,5 Millionen Euro Schulden, wobei der Schuldenberg jede Sekunde um 1,38 Euro kleiner wird. Jedenfalls ist das der Schuldenabbau, den die Planung für dieses Jahr vorsieht und den die Schuldenuhr der Stadt entsprechend plastisch veranschaulicht. „Das ist eine gute Nachricht“, sagt Kämmerer Michael Heck nüchtern.

2014 hatte die Stadt die
Spitze des Schudenbergs erreicht

Im Jahr 2014 hatte Mönchengladbach in dieser Zeit die absolute Spitze des Schuldenbergs erreicht. Zum 31. Dezember 2014 schloss die Stadt mit rund 1,34 Milliarden Euro Miesen ab, was wiederum bedeutet: Innerhalb von fünf Jahren hat Mönchengladbach fast 400 Millionen Euro an Schulden abgebaut. Allein die Summe der Kassenkredite (das ist im Grunde der „Dispo“ der Stadt) ist seit Anfang 2016 um rund 254 Millionen Euro auf 673 Millionen Euro am vergangenen Donnerstag gesunken. „Diese Entwicklung war so nur möglich, weil wir den Haushaltssanierungsplan zu großen Teilen umgesetzt haben“, sagt Heck. Sprich: Selbst gesteckte Sparziele und Erhöhungen der Einnahmen (wie etwas Steuererhöhungen) wurden erreicht und schlagen nun zu Buche. Allerdings kamen auch weitere äußere Faktoren hinzu, die dem Rathaus in die Karten gespielt haben. Der Stärkungspakt des Landes etwa, der jährliche Finanzspritzen in Millionenhöhe in die Stadt brachte. Und natürlich die boomende Konjunktur auch in der Mönchengladbacher Wirtschaft, die dafür gesorgt hat, dass die Einnahmen aus der Gewerbesteuer in den vergangenen Jahren nur so gesprudelt haben. Und außerdem das Zinsniveau, das paradoxerweise dafür verantwortlich war, dass die Stadt mit ihren Schulden sogar Geld verdient hat: Wenn nämlich frisches Geld mit Negativzinsen auf dem Kreditmarkt angeboten wurde, griff die Stadt zu und tilgte damit höher verzinste ältere Schulden. „Wir haben Geld verdient mit dem Negativzins“, sagt Heck unumwunden. „Für Schuldner ist die Zeit günstig.“ Unterm Strich waren das optimale Bedingungen für die Stadt, die die Entwicklung beschleunigt haben. Allerdings hat dies auch eine Kehrseite: Die Stadt kann nicht so viel Geld investieren, wie eigentlich nötig wäre, um alles für folgende Generationen optimal in Schuss zu halten.

Theoretisch könnte die Stadt in
22 Jahren schuldenfrei sein

Die Höhe der Investitionen ist durch die Bezirksregierung gedeckelt, denn oberste Priorität hat für die Kommunalaufsicht der ausgeglichene Haushalt. „Wir versuchen, dem Rechnung zu tragen und so zu investieren und Anlagen zu unterhalten und dabei gleichzeitig Schulden abzubauen“, sagt Heck. Für die kommenden Jahre weist die Stadt ebenfalls einen positiven Haushalt in ihrer Planung aus. „Das setzt aber voraus, dass alles so eintritt, wie wir es geplant haben“, so Heck. „Falls nicht, werden wir reagieren müssen.“ Überdies ist Mönchengladbach Teil eines Bündnisses aus rund 70 Kommunen bundesweit, das von Bund und Land einen Schuldenschnitt für hoch verschuldete Städte fordert. Einen Großteil der bestehenden Schuldenlast habe der Bund aufgrund der Sozialgesetzgebung und einer nicht ausreichenden Gegenfinanzierung zu verantworten.

So oder so: Legt man einfach mal die 1,38 Euro Schuldenabgang pro Sekunde zu Grunde, dann könnte die Stadt in 22 Jahren schuldenfrei sein – rein theoretisch zumindest.