Museum: 200 Jahre zum Anfassen
Eine neue Dauerausstellung zeigt die Geschichte der Stadt an mehr als 500 Objekten.
<strong>Mönchengladbach. Die Geschichte der Stadt hat eine neue Heimat: Im Schloss Rheydt eröffnet am Sonntag eine Ausstellung über 200Jahre Gladbach und Rheydt. Sie zeigt, wie die Stadtteile zusammenwachsen, wie sich Stadt und Region entwickelt haben und wie Politik und Wirtschaft das Leben der Mönchengladbacher veränderten. "Die Ausstellung beginnt in der Gegenwart", sagt Museumsleiter Wilhelm Stratmann. "Wir wollen den Besucher da abholen, wo er steht." Und da beginnt auch die Zeitreise der WZ:
Globalisierung
Am Eingang stehen große Holzkisten. Damit transportiert das Unternehmen van Laack Hemden von der Produktion in Vietnam nach Gladbach. Die Textilindustrie ist heute globalisiert, früher war sie der wichtigste Wirtschaftszweig am Niederrhein. Deswegen zieht sie sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung. An jeder Epoche steht ein Webstuhl aus einer anderen zeit. Sie zeigen, wie sich die Industrie wandelte. Schon hier erinnert die Ausstellung an das Haus der Geschichte in Bonn: Gegenstände machen Entwicklungen greifbar und begreifbar.Nachkriegszeit
Die grüne Uniform steht für die britischen Soldaten, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Hardter Wald eine Stadt in der Stadt gebildet haben. Ein Lloyd-Oldtimer symbolisiert die Nachkriegszeit, ebenso alte Pläne für den Wiederaufbau der Innenstadt. "70Prozent der Stadt waren zerstört. Und dann konnten sich immer mehr Gladbacher ein Auto leisten", sagt Stratmann. "So versteht man, warum die Stadt so wurde, wie wir sie heute kennen."Nationalsozialismus
Reichspropagandaminister Josef Goebbels sollte Schloss Rheydt als Altersruhesitz bekommen. Sein Silberbesteck erinnert an die Pläne. Eindrucksvoller ist die Geschichte eines Gladbacher Juden, der 1944 vor den Nazis floh. Ausweis-Fotos zeigen, welche Spuren Flucht und Angst hinterließen.
Ein Plakat von 1923 verrät, dass Separatisten das Rheinland "vor Preussen und dem Linksradikalismus retten" wollten. Fotos aus dem Ersten Weltkrieg zeigen, wie Soldaten durch die Stadt marschieren. Gladbach war im Freudentaumel.
Große Modelle an den Wänden des Treppenhauses zeigen, wie aus Gladbach und Rheydt eine Stadt wurde.
Das 19. Jahrhundert im Obergeschoss zeigt, wie Gladbacher und Rheydter waren: Während das katholische Gladbach die Revolutionäre von 1848 unterstützten, standen die protestantischen Rheydter treu zu Preußen.
Ein Sonderbereich am Ende der Ausstellung spielt mit den Stereotypen der Deutschen und Niederländer: Rudi Carrell lacht von der Wand, ein Oranje-Trikot liegt neben einem gelben Nummernschild. Die Unterschiede sollen kontrastiert werden durch einen Film, der den Alltag der Menschen auf beiden Seiten der Grenze zeigt: Er ist gleich.