Mutter-Kind-Haus: Wenn ein Kind Mutter wird

Mit 16 ein Kind und einen Haushalt versorgen? Das geht oft nur mit Hilfe.

Mönchengladbach. Natascha war 16, als sie schwanger wurde. Verzweifelt, so jung Mutter zu werden, war sie damals nicht. Das Mädchen freute sich auf das Baby und glaubte, alleine für es sorgen zu können. Doch das Jugendamt sah das anders. Es empfahl der 16-Jährigen, in ein Mutter-Kind-Haus der evangelischen Jugend- und Familienhilfe zu ziehen. Natascha beherzigte den Vorschlag. Seit Juli 2006 wohnen die heute 18-Jährige und ihr neun Monate alter Sohn Jeremy in der Einrichtung an der Markgrafenstraße, und sie weiß: Es war gut, hierher gekommen zu sein. "Es ist schön, seine eigene Wohnung zu haben und trotzdem zu wissen, dass man die Betreuerinnen jederzeit um Rat bitten kann. Das hat mir die neue Situation, Mutter zu sein, schon erleichtert", erklärt die junge Mutter, während sie ihr Baby liebevoll an sich drückt.

Elke Utech-Sonnenburg

Vier junge Frauen leben derzeit in dem Wohnheim. Jeder Bewohnerin und ihrem Sprössling steht eine eigene kleine, komplett eingerichtete Wohnung zur Verfügung. Insgesamt gibt es fünf Appartements sowie ein Büro für das Personal. "Unser Ziel ist, die jungen Mamas auf ein selbstständiges Leben vorzubereiten, in dem sie alleine für sich und ihr Kind sorgen können", sagt Andrea Laufs von der Jugend- und Familienhilfe. Sechs Sozialarbeiterinnen und zwei Kinderkrankenschwestern stehen den jungen Frauen dafür zu Seite. "Die Mädchen müssen erst lernen, wie man ein Baby versorgt, einen Haushalt führt oder mit Geld umgeht. In Wohnheim können sie das alles sozusagen üben", so Elke Utech-Sonnenburg, Betreuerin im Mutter-Kind-Haus. Geht etwas schief, stünden sie oder eine andere Betreuerin zur Stelle. Auch Fragen zur Zukunft, persönliche Ängste, berufliche und schulische Möglichkeiten oder familiäre Schwierigkeiten können besprochen werden.

Das Jugendamt vermittelt die Teenager an die Einrichtungen und finanziert sie auch. Jedem Mädchen steht monatlich ein Geldbetrag für Lebensmittel, Kleidung usw. zur Verfügung. Etwa ein Jahr sind die jungen Frauen mit ihren Kindern meist im Mutter-Kind-Haus. Doch auch nach ihrem Auszug würden sie weiterhin von der evangelischen Jugend- und Familienhilfe besucht.

Träger Die evangelische Jugend- und Familienhilfe betreut junge Mütter ab 16 Jahren und deren Kinder. Neben der Einrichtung in Gladbach hat sie noch weitere Häuser in der Region.

Kosten Die Betreuung der jungen Mütter wird vom Stadt-Jugendamt finanziert.

Ziel Jugendliche Mütter werden auf ein selbstständiges Leben vorbereitet und bekommen Hilfestellungen in Erziehungs- und Alltagsfragen