Neues Wohnen in City Ost

Die Stadt schreibt die 7,5 Hektar hinter dem Güterbahnhof ab 28. Oktober aus. Schon 2019 sollen die Arbeiten für den neuen Stadtteil mit Mietwohnungen am Gladsee beginnen.

Deutlich früher als geplant wird Gladbach seinen neuen Stadtteil mit Seeblick bekommen. Denn die Stadt geht inzwischen fest davon aus, die 14 Hektar große Fläche hinter dem Güterbahnhof an einen einzigen Investor verkaufen zu können. 7,5 Hektar gehören der Stadt. Und die werden am 28. Oktober europaweit ausgeschrieben, wie Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners gestern bei der Gewerbeimmobilienmesse Expo Real in München bekannt gab. Offenbar hat die Stadt im Vorfeld so vielversprechende Gespräche mit Investoren geführt, dass sie um mehrere stark interessierte und kaufkräftige Interessenten weiß. „Ins Blaue hinein würden wir das nicht tun“, sagt Wirtschaftsförderer Ulrich Schückhaus. Danach soll es dann — für ein Projekt dieser Größe — ganz schnell gehen: Noch 2017 soll der Kaufvertrag mit dem Investor abgeschlossen werden. 2019 wird es einen Bebauungsplan geben. Dann können die Bagger kommen. Gebaut wird zwar genau an der Stelle, die der Masterplan als einer der zentralen Orte zur Weiterentwicklung der Stadt beschrieb. Dort entsteht allerdings etwas anderes, als von den Masterplanern vorgeschlagen: Der große Gladsee, der mitten in der Stadt angelegt wird, wird nicht in erster Linie zur Adresse für Firmen, sondern für Mieter. „Wir sehen nach Analyse des Marktes an dieser Stelle hauptsächlich Mietwohnungen. Für die gibt es den meisten Bedarf“, sagt Planungsdezernent Gregor Bonin. Rund 80 Prozent der Fläche könnte am Ende für Wohnungen genutzt werden, schätzt Bonin.

Die Grundidee schreibt die Stadt dem Investor vor: „Ein großer See an der Stelle und Grünflächen sind gesetzt. Aber wo und wie genau Wohnungen und wo Büros hinkommen, werden wir gemeinsam mit dem Investor entwickeln“, kündigt Bonin an. Dabei werde die Stadt großen Wert auf architektonische Qualität legen.

In diesem Austausch wird das Thema Wohnen an der Bahn eine große Rolle spielen. Denn das Gelände liegt in unmittelbarer Nähe zu den Gleisen. Dies sei kein Standortnachteil, versichert der Dezernent. „Das kann man auf ganz verschiedene Weise lösen, zum Beispiel mit aus Erde aufgeschütteten Lärmschutzwällen oder mit Büros zur Bahnseite hin.“ Wie das geht, hat er an seiner alten Wirkungsstätte Düsseldorf gezeigt. Dort ist am früheren Güterbahnhof Derendorf ein ganzes Areal entstanden. Die Investoren seien nicht zuletzt wegen des Sees und der zentralen Lage von der City Ost begeistert, berichten Schückhaus und Bonin von ihren Gesprächen. „Wenn wir dann noch die Wegeverbindung zum Volksgarten herstellen, gibt es dort auch noch Grün direkt vor der Tür“, sagt Reiners. Da parallel die Pläne um Haus Westland weiter gedeihen, die Wasserfläche am Geroweiher fast schon gesetzt scheint und auf dem Krankenhaus-Gelände Maria Hilf ein neues Quartier entsteht, bekommt die Stadt an zentralen Punkten ein ganz neues Gesicht. Da die Lage für Gladbach so günstig ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr — niedrige Zinsen, reichlich Geld im Markt und nur noch wenig bezahlbare Freiflächen in Düsseldorf — will die Stadt das Eisen schmieden, so lange es heiß ist. „Wir müssen genau jetzt Gas geben. Darum die europaweite Ausschreibung“, so Bonin. Sowohl die Zuganbindung über den Hauptbahnhof als auch die S-Bahn in Lürrip in Nähe des Reme-Geländes, das ebenfalls neu bebaut wird, seien wichtige Argumente für Investoren. Wasser ist bei all den Plänen ein zentrales Motiv, wie es der Masterplan vorgeschlagen hatte. Den Gladbach will Bonin zwischen Reme-Gelände und City Ost wieder sichtbar machen. Und auch in die andere Richtung, zum Geroweiher hin, soll es möglichst eine Verbindung geben.