Schorch spricht keine Jobgarantien aus

Beim taumelnden Motoren-Hersteller soll es keine Entlassungen geben — falls das Sanierungskonzept greift. Trotzdem steht bald Kurzarbeit an.

Foto: Schorch GmbH

Der Motoren-Hersteller Schorch hat ein großes Problem: zu wenig Aufträge, eingebrochener Umsatz, zu hohe Kosten. Doch die Tochter des Wiener ATB-Konzerns verzichtet fürs Erste auf den üblichen Reflex: Vorerst soll es keinen Personalabbau geben, teilten Geschäftsleiter Michael Grüner und ATB-Vorstandsmitglied Gilbert Faul der Belegschaft gestern Morgen in einer Versammlung mit. Eine Jobgarantie sprachen sie aber auch nicht aus. „Wir müssen unsere Kosten deutlich reduzieren, einen weiteren Personalabbau kann ich dabei nicht generell ausschließen, ist jedoch bisher nicht geplant“, sagte Gilbert Faul.

Geschäftsleiter Michael Grüner bestätigte, dass aufgrund der desolaten Auftragslage für 30 bis 40 Prozent der Mitarbeiter für Oktober Kurzarbeit beantragt worden sei. Dies hatte es zuletzt im Januar gegeben. Erst im vergangenen Jahr waren 115 Angestellte betriebsbedingt entlassen worden, auch Kündigungen hatte es gegeben. Schorch beschäftigt noch rund 400 Mitarbeiter.

Das Traditionsunternehmen ist schwer in Schieflage geraten, weil der niedrige Öl- und Gaspreis die Nachfrage nach den druckfesten elektrischen Motoren gedrückt hat. Zuletzt machte Schorch 2013 Gewinne. Der Umsatz brach von 80 auf 50 Millionen Euro ein. 2014 lag der Umsatz allein mit druckfesten elektrischen Motoren noch bei 40 Millionen Euro. 2016 sind in diesem Bereich erst Aufträge in einem Volumen von etwa zwölf Millionen Euro eingegangen.

Gut 300 Mitarbeiter verfolgten gestern, wie Schorch die Wende schaffen will: Das Unternehmen soll neu strukturiert werden, um so die Lieferzeiten zu verkürzen, höhere Kundenzufriedenheit, schnelleres Geld und wieder mehr Aufträge zu erhalten. Demnach sollen Hierarchien und Arbeitsabläufe komplett aufgebrochen werden. Der Umbau sei von einer Arbeitsgruppe aus dem Unternehmen heraus entwickelt worden — nicht von externen Beratern. „Man gibt uns die Möglichkeit, selbst unsere Prozesse zu verbessern“, sagte Michael Grüner. Teilnehmer der rund eineinhalbstündigen Versammlung berichteten von einer „störungsfreien Atmosphäre ohne aufgeheizte Stimmung“. Insbesondere der Vertrieb habe kluge Ideen entwickelt, wie wieder mehr Aufträge generiert werden könnten, hieß es. Allerdings kamen viele kritische Fragen aus der Belegschaft, und nicht alle seien zufriedenstellend beantwortet worden.

Kaum Thema waren die Planungen für China, die in der vergangenen Woche für Unruhe gesorgt hatten, weil eine Verlagerung der Produktion befürchtet worden war. Dort ist ein Joint Venture mit einem chinesischen Werk des Mutterkonzerns geplant, das Motoren explizit für den chinesischen Markt bauen soll. So wolle man an Aufträge kommen, die sonst unerreichbar wären. Dafür werde Entwicklung aus Mönchengladbach benötigt — und natürlich auch der Name Schorch. Die Motoren-Wicklung in Mönchengladbach werde aber beibehalten. „Das hat nichts mit einer Verlagerung zu tun“, sagte Gilbert Faul. „Wenn der Markt wieder anzieht, braucht der Eigentümer die Fachkräfte und das Know-How in Deutschland.“

Der Betriebsrat hat dem Konzept noch nicht zugestimmt. Die Arbeitnehmer-Vertreter wollen noch Fragen zur Neu-Organisation klären. „Wenn das Konzept funktionieren sollte, kann es eine Chance für Schorch sein, wenn niemand durchs Rost fällt“, sagte Betriebsratschef Dieter Mischke. „Aber so lange wir keine Standort-Sicherheit haben, bleiben die Existenzängste der Kollegen.“