Oerlikon Schlafhorst: „Gladbach ist der Verlierer“
An der Blumenberger Straße erhalten 84 Mitarbeiter die Kündigung, 274 sollen nach Palenberg.
Mönchengladbach. "Ich habe das schon vier, fünf Mal erlebt. Und immer musste das Personal bluten. Ich bin traurig und besorgt", sagt der 50-Jährige aus Übach-Palenberg, der bei Schlafhorst-Oerlikon in der Entwicklung tätig ist. Und sein Kollege (41), Maschinen-Mechaniker, sagt kleinlaut: "Das tut weh, die Stadt tut nichts dagegen, denn Gladbach ist der Verlierer."
Ruhig und ohne "große Emotionen" sei die Belegschaftsversammlung verlaufen, in der Wolfram Flatow vom Management über den "Horrorkatalog" (ein Beschäftigter) informierte.
Weil die Nachfrage nach Maschinen "total eingebrochen" sei, müsse man an den drei deutschen Standorten von Oerlikon Schlafhorst handeln. Flatow spricht von "anhaltend schwacher Marktsituation" und dem Druck des Schweizer Mutterkonzerns, wieder in die Gewinnzone zu gelangen.
Das ist geplant: Mönchengladbach, Schlafhorst-Stammhaus des fast 125 Jahre alten Textilmaschinenbauers: Von den noch 747 Beschäftigten erhalten 84 die Kündigung. 274 sollen per Änderungskündigung und bei weniger Lohn in die künftige Firmenzentrale nach Übach-Palenberg. Das ist etwa 50 Kilometer von der Noch-Schlafhorst-Hauptverwaltung Blumenberger Straße entfernt.
Die alte Spinnmaschine Autocoro wird wohl nur noch bis Ende 2010 gefertigt. Dann läuft die Produktion aus, 100 Beschäftigte wären betroffen.
Und was bleibt? 361 Mitarbeiter - darunter 60 im Außendienst - für Verkauf, Service, ein Showroom mit allen Textilmaschinen-Typen. Flatow sagt zu kritischen Anmerkungen von Journalisten, dass bei Schlafhorst Gladbach bald die Lichter ausgehen: "Nein, nein, Gladbach wird unser Kunden-Schaufenster und bleibt bestehen." Die überbetriebliche Ausbildungswerkstatt "Schlafhorst" sei nicht bedroht, man werde dorthin aber weniger Azubis schicken.
Übach-Palenberg: Nun zentraler Produktionsstandort aller drei Firmen, derzeit arbeiten hier 408 Menschen, 292 (die meisten aus Gladbach) sollen hinzu kommen. Die neue Zentrale der Textilsparte, auch Hauptentwicklungs- und Forschungsadresse für neue Maschinen. Dennoch: 42 der 408 bekommen ein Kündigungsschreiben. Manager Flatow sagt: "Wir gehen nach Übach-Palenberg, weil da ein Haustarif für die Mitarbeiter gilt." Der sei fünf Lohn-Euro/Stunde günstiger. In Übach-Palenberg müsse wegen der Veränderungen im einstelligen Millionenbereich investiert werden.
Ebersbach (bei Stuttgart): Im dritten Werk will sich Oerlikon ebenfalls bis 2010 von 131 Mitarbeitern trennen. 96 erhielten ein Angebot für Übach-Palenberg. Keine Produktion mehr. Es verbleiben für Forschung/Entwicklung knapp 90 Beschäftigte.