Protest aus Puffkohlen
Eine neue Sportstätte für zwei alte. Wer zahlt und wer baut? FDP will mehr Wettbewerb.
Giesenkirchen. "Giesenkirchen 2015", das Millionen-Projekt mit Neubauten und neuem Sportzentrum auf altem Freibadgelände, löst weiterhin kontroverse Reaktionen aus. Am Abend beschäftigten sich Bezirksvertretung Giesenkirchen und Stadt-Sportausschuss mit dem umstrittenen "Jahrhundertvorhaben", das bei nicht wenigen Giesenkirchenern Unmut auslöst. Sie wollen verhindern, dass beispielsweise die Bezirkssportanlage Puffkohlen "zugebaut" wird - wenn dort die Sportler nicht mehr schwitzen dürfen.
"2015" - das ist so fern wie nah. Vor allem Bezirksvorsteher und Ratsherr Frank Boss (CDU) macht sich für das Groß-Projekt stark. Und scheut dabei kein Engagement. Hinter den vier Zukunftsziffern verbergen sich mehrere Vorhaben: So wollen CDU und Liberale die Sportstätten Puffkohlen und Asternweg ebenso aufgeben wie den Parkplatz Trimpelshütte/Kruchenstraße.
Schließlich seien beide Anlagen "höchst sanierungsbedürftig". Ist alles leergeräumt, könnten dort Bagger rollen.
Sportdezernent Gert Fischer (CDU) ließ ausrechnen, dass eine Kompletterneuerung beider Trimmanlagen - sowohl von Schülern als auch von Vereinsmitgliedern eifrig benutzt - knapp eine Million Euro kosten würde.
Boss & Co. sind daher der Ansicht, dass eine neue Anlage "Sinn macht". Und zwar auf dem geräumigen Areal des ehemaligen Freibades. Das sei auf Dauer wirtschaftlicher. Kosten für das "Sport- und Freizeitzentrum Giesenkirchen": rund 2,7 Millionen Euro. Die Freibad-Fläche gehört der NVV AG.
Während CDU/FDP das Konzept 2015 guthießen, kam erneut Kritik von der SPD. Sie meint, dass "Puffkohlen" komplett saniert und "Asternweg" aufgegeben werden könne.
AnnoJansen-Winkeln, FDP
Nicht nur für die Sozialdemokraten ist das bisherige Verfahren ein "abgekartetes Spiel, das einem Liebesdienst an Herrn Boss gleichkommt."
So ist vorgesehen, dass beide Sportstätten erst dann geschlossen werden, wenn die neue steht. Taucht die Frage auf, wer die Millionen für Sportzentrum und Grunderwerb des NVV-Freibad-Grundstücks vorfinanziert.
Die Stadt selbst hat kein Geld, sagt sie. Und Erlöse aus den Flächenverkäufen Puffkohlen/Asternweg) fließen erst später. Nach WZ-Informationen sollen daher die Stadttöchter Kreisbau und EWMG ran. Ein höchst umstrittenes Verfahren, wie Oppositionspolitiker meinen.
Bei der Kreisbau kommt daher der politisch besetzte Aufsichtsrat zusammen. Ein Thema: der Millionenvorschuss. Für ihre Vorleistung könnte die Kreisbau damit belohnt werden, dass sie auf den geräumten Sportstätten Puffkohlen und Asternweg, beide im Besitz der Stadt, groß bauen kann.
Doch so einfach wird das nicht gehen. Die Liberalen drängen, die Bauvorhaben in mehrere Lose aufzuteilen. Das wiederum will die CDU nicht. FDP-Fraktionschef Anno Jansen-Winkeln zur WZ: "Auch hier wollen wir Wettbewerb. Darüber werden wir mit der CDU reden."
Schon sind neben der Kreisbau Bauträger-Namen wie Jessen und Langen im Umlauf. Frank Boss bleibt gelassen: "Das ist ein Zukunftsprojekt für alle. Machen wir es nicht kaputt."