Dalai Lama: Weltberühmtes Lächeln zu Besuch

2500 Menschen haben den Dalai Lama am Samstag begeistert empfangen. Der 72-Jährige fand deutliche Worte.

Mönchengladbach. Der Dalai Lama muss nicht viel tun, um die 2500 Besucher im Hangar 4 am Gladbacher Flughafen zu begeistern. Als der für viele Menschen heilige Mönch um 10.35 Uhr durch die Kulissen kommt und auf die Bühne steigt, springen die Zuhörer von ihren Sitzen auf und applaudieren dem Mann, der sie mit vor dem Gesicht gefalteten Händen milde anlächelt.

In der Mitte der Bühne haben die Veranstalter Stühle aufgestellt. Auf dem einen sitzt das geistliche Oberhaupt, auf dem anderen ein Dolmetscher, der von Englisch ins Deutsche übersetzt. Eigentlich soll der Dalai Lama nun über die Menschenrechte referieren, aber er redet lieber über wichtigere Dinge wie den "Frieden des Geistes". Auf äußere Werte komme es nicht an, sagt er immer wieder. Die wahre Schönheit komme von innen. Es ist ein flammendes Plädoyer für Menschlichkeit und Toleranz, oft in schier unendlich scheinenden Sätzen.

Doch immer wieder ist der Dalai Lama das, was er nach eigener Aussage gar nicht mehr sein will: "Der freie politische Sprecher der Tibeter". So bekräftigt er noch einmal: "Ich bin dafür, dass die Tibeter ihre Kultur und ihre Politik in einem chinesischen System weitestgehend selber regeln können." Wenn das erreicht sei, sei er auch bereit, sein politisches Amt aufzugeben. "Ich bin gerne bereit, zu verzichten."

In seiner gut 80-minütigen Rede fordert das Oberhaupt der Tibeter China erneut auf, Reformen in seiner Heimat Tibet durchzuführen. "Solange sich die Lebensverhältnisse in Tibet nicht ändern, werden sich solche Vorgänge wiederholen", erwähnt er indirekt die schweren Unruhen im vergangenen März. Der im Exil lebende Mönch ruft zur friedlichen Überwindung der Auseinandersetzung auf. "Ich kann Gewalt nicht unterstützen", so der 72-jährige "Gottkönig". Sollte die Gewalt jedoch überhand nehmen, "dann ziehe ich mich zurück", sagte der Dalai Lama, Träger des Friedensnobelpreises.

Er bittet um mehr religiöse Toleranz und schließt dabei ausdrücklich auch den Islam ein. "Ich fühle mich manchmal als Verteidiger des Islam in der Welt", sagt er. Es sei falsch, wegen einiger Übeltäter eine ganze Religion zu verurteilen. "Es gibt auch unter Christen Übeltäter; es gibt auch unter Buddhisten Übeltäter", spricht er unter dem Beifall der Zuhörer.

Der Dalai Lama wird in Mönchengladbach von einer Woge der Sympathie begleitet und empfangen wie ein Popstar. Doch wer das Oberhaupt der Tibeter sehen will, muss dafür zahlen. Bis zu 40 Euro kosteten die Eintrittskarten, die über das Internet verkauft wurden und binnen Minuten vergriffen waren.

Dafür bekommen die Zuschauer jedoch nicht nur den obersten tibetischen Mönch, sondern auch deutsche Landespolitiker zu sehen. Darunter der NRW-Europaminister Andreas Krautscheid (CDU). Er rief zu Mut im Kampf für die Menschenrechte auf. "Man muss den Mund aufmachen, wenn es nötig ist, auch wenn man dabei anderen auf die Füße tritt. Hier darf man nicht schweigen", sagt er in seinem Grußwort.

Auch die nordrhein-westfälische SPD-Vorsitzende Hannelore Kraft tritt ans Mikro und rief zu einem Ende des Parteienstreits um den Besuch des Dalai Lama auf. Deutschland setze sich für einen Dialog zur Lösung des Tibetkonflikts ein. "Diesen Einsatz sollte man nicht parteipolitisch instrumentalisieren", sagt Kraft.

Nach seiner Rede fliegt der Dalai Lama weiter nach Nürnberg.