Mönchengladbach. Den Blick auf den Rheydter Marktplatz wird er nicht vermissen. "Von hier oben sieht man so deutlich, dass diese Pavillons nicht hierher gehören", sagt der Mönchengladbacher Bau- und Planungsdezernent Helmut Hormes beim Blick aus seinem Büro im vierten Stock des Rathauses.
An seinem Schreibtisch kehrte er diesem Anblick deshalb immer gerne den Rücken zu. Genoss den Überblick, sah nach Südosten. "Dort soll man bei gutem Wetter angeblich den Kölner Dom sehen", sagt er spöttisch lächelnd. Das ist ihm in den 16 Jahren seines Wirkens hier nicht geglückt.
Am 30. April endet seine Zeit in Mönchengladbach. Dann will er ein halbes Jahr Abstand gewinnen. "Wir werden nach Südafrika fahren", wo der Sohn - ebenfalls Architekt - mit dem Bau der Fußballstadien für die Weltmeisterschaft beschäftigt ist. Außerdem will er mit seiner Frau ostdeutsche Städte bereisen.
Die meisten von ihnen kennt er bereits, von seiner Mitarbeit beim Städtetag. "Aber jetzt nehme ich mir mehr Zeit." Genau hinzusehen, das sei ihm immer wichtig gewesen. Deswegen hat er immer auch in der Stadt gewohnt, in der er gewirkt hat. In Nettetal, in Viersen und jetzt Mönchengladbach, wo er mitten in der Stadt, am Abteiberg gebaut hat.
Was nach diesem ersten halben Jahr Ruhestand kommt, weiß er noch nicht. "Vielleicht bürgerlich aktiv werden", überlegt er. "In der Altstadt-Initiative?"
Denn er hat noch viele Ideen, die er gerne vermitteln möchte. "Ich sehe vieles, was sich verändern muss und kann." Als Folge seiner Tätigkeit könne er schnell - "in einer halben Stunde" - sagen, wo es bei einem Platz und seiner Umgebung nicht stimme. "Was es genau ist und wie man dem planerisch begegnet, das braucht dann vielleicht ein halbes Jahr."
Er hofft, dass in Mönchengladbach auch nach seinem Weggang die Stadt in dem Sinne weiter entwickelt wird, dass die Vorzüge beibehalten oder ausgebaut werden und die Nachteile abgemildert oder behoben werden.
"Mönchengladbach ist im Grundsatz fertig gebaut", sagt er. Für Neubauten sollten alte Industrie- oder Militärflächen genutzt werden, nicht die grüne Wiese. Dann könne das Großstadtleben im Inneren ebenso bewahrt werden wie die Idylle der Honschaften mit ihrer ländlichen Wohnqualität. Dazwischen Verkehrsanbindungen für den schnellen Transport und Rad- und Spazierwege für die Erholung.
"Mönchengladbach ist eine grüne Stadt", sagt er überzeugt. Woran er sich immer erinnern wird, ist die Renovierung des Museums Abteiberg, die in seine Ära fiel. "Alle späteren Museumsbauten auf der ganzen Welt haben sich hier Anregungen geholt", sagt er. Auch dass er die Renovierung des Theaters in Rheydt noch auf den Weg gebracht hat, stellt ihn zufrieden. "Kunst und Kultur sind mir sehr wichtig."
Schließlich habe man in seinem Job als Bau- und Planungsdezernent naturgemäß nicht viele Freunde. "Die habe ich in diesem Bereich gefunden."
Dass zum Schluss nur das Gute in der Erinnerung haften bleiben wird, das hat er bereits erfahren, wenn es um die Bewertung seiner Nettetaler Amtszeit geht: "Da haben wir die neugegliederte Stadt komplett umgekrempelt", erzählt er mit strahlenden Augen.
Wenn er so ins Schwärmen gerät, würde seine Frau schon mal einschreiten. "Die erinnert mich dann daran, dass ich auf manche Bürgerversammlung mit Polizeischutz gehen musste. So unbequem war das, was wir wollten." Es ging darum, eine Straße zu den Krickebecker Seen in einen Radweg umzuwandeln. "Heute freuen sich die Gastronomen, die mich damals wüst beschimpft haben."