Schorch: Betriebsrat kritisiert „Schlipsträger“

Es herrsche „Wut und Trauer“ darüber , dass 200 der 400 Angestellten entlassen werden sollen.

Foto: Reichartz

Der Schorch-Betriebsrat ist vom am Dienstag gestellten Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung laut eigener Aussage „völlig überrascht“ worden. „Dass etwas kommen würde, war uns allen klar“, sagt Dieter Mischke, Vorsitzender des Gremiums. „Aber nicht so etwas. Wir sind diesbezüglich von den ,Schlipsträgern’ regelrecht überfallen worden.“ Die Stimmung in der Belegschaft sei dementsprechend unterirdisch — schließlich sollen mehr als 200 der aktuell noch 401 Angestellten entlassen werden. „Es herrschen Wut und Trauer“, sagt Mischke. Er äußerte insbesondere Enttäuschung in Richtung der Politik. „Außer Wahlkampf scheint derzeit nichts los zu sein. Bei uns hat sich noch niemand gemeldet, egal von welcher Partei. Dabei geht hier ein traditionsreiches mittelständisches Unternehmen möglicherweise vor die Hunde.“

Aus dem Umfeld der von der Wirtschaftsförderung geführten Unternehmereise nach China im März war seinerzeit zu hören gewesen, dass man dort deutliche Signale zur Zukunft von Schorch vernommen habe. Bis zu den eigentlich Betroffenen, den Angestellten, sind diese aber damals offenbar nicht durchgedrungen. „Das Insolvenzverfahren ist nicht nur für die Betroffenen, unter denen es viele soziale Härtefälle geben wird, eine Katastrophe, sondern für die gesamte Stadt“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Man werde nun in die schwierigen Verhandlungen eintreten, um den weiteren Betrieb sicherzustellen. Dabei wird der Betriebsrat, wie bereits bei der letzten, mit massivem Personalabbau verbundenen Restrukturierung 2015, mit einer Düsseldorfer Anwaltskanzlei für Arbeits- und Sozialrecht zusammenarbeiten. Es sei zu früh, um zu spekulieren, wie die Zukunft aussehen könnte: „Wir haben bisher noch kein Sanierungskonzept gesehen.“

Die Vermutungen des Betriebsrats gehen, wie bereits im Herbst und trotz gegenlautender Beteuerungen der Geschäftsführung, in Richtung Abzug der Produktion. „Komponenten könnte in andere ATB- oder Wolong-eigene Firmen in Billiglohnländer verlagert werden“, sagt Mischke. Das sind die Mutterkonzerne von Schorch. Der Abzug von Know-how sei bereits in vollem Gange. „Kollegen aus China waren schon hier, Kollegen von uns wurden nach China zitiert.“