Stadt kauft Grundstück von Aurelis für 9,9 Millionen

Kompromiss wurde auf der Expo Real verkündet. Bürostandort kann kommen.

Foto: Detlef Ilgner

Mönchengladbach. Der Brief ist schon fertig aufgesetzt. Dr. Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, wird ihn noch diese Woche unterschreiben, dann geht er raus. Tenor des Schreibens, das sich an die Verantwortlichen für die Planung der neuen Sparkassenakademie richtet, für die sich Mönchengladbach im Sommer beworben hat: Unsere Bewerbung, auch wenn sie angesichts prominentester Konkurrenz aus dem Ruhrgebiet ein absoluter Außenseitertipp sein mag, der am Ende vermutlich wenig Chancen hat, ist ernst gemeint. Das Grundstück haben wir jetzt immerhin schon mal besorgt.

„Das Grundstück“ — in diesem Kontext ist nichts Geringeres als die Keimzelle des künftigen Gladbachtals und somit das Kernareal des Masterplans gemeint. Denn am Montag gab die Stadt, nach jahrelangen Querelen, auf der Münchener Gewerbeimmobilienmesse Expo Real den Ankauf des Aurelis-Grundstücks in der City Ost bekannt. Der Kaufpreis für den nun ehemaligen Zankapfel liegt bei 9,9 Millionen Euro und somit deutlich unter der ursprünglich geforderten Summe von 12,7 Millionen. Zudem werden durch den Kauf mögliche Schadenersatzforderungen seitens Aurelis ad acta gelegt. Die druckfrischen Broschüren, mit denen ab sofort für den neuen Bürostandort City Ost geworben wird, lagen am Montag bereits am Messestand aus. „Es stimmt, wir hatten lange einen Zielkonflikt. Aber jetzt haben wir einen guten Kompromiss gefunden“, sagte Olaf Geist, Leiter der Aurelis-Region West, am Montag bei der Vorstellung der Einigung.

Zu dieser gehört der Ankauf eines an das Areal angrenzenden Lokschuppens, in dem seitens der Leander Eisenbahn GmbH nicht nur Waggons und Loks der Deutschen Bahn gewartet werden, sondern auch Luxus-Sonderzüge für das gesamte Bundesgebiet ihren Ausgang nehmen. „Bisher zahlt die Firma ihre Miete an Aurelis“, sagt Horst-Peter Vennen, Aufsichtsratsvorsitzender der Entwicklungsgesellschaft (EWMG). „Jetzt erwirbt die EWMG das Gelände, die Miete geht künftig an uns. Ein lukrativer Deal.“

Ob die Stadt mit der City Ost nun tatsächlich den Zuschlag für die Sparkassenakademie erhält, ist fraglich, weil Gladbach nicht zentral genug liegt, soll sich aber final im November entscheiden. „Das wäre ein Siebener im Lotto“, sagt WFMG-Prokurist David Bongartz. Gladbach ist mit einem durchaus spektakulären architektonischen Entwurf des WFMG-Projektmanagers Niko Papadopoulos ins Rennen gegangen.

Unabhängig davon ist der Weg für die Entwicklung der City Ost zu einem hochwertigen Bürostandort mit Grünzug nun frei, auch wenn die Verträge noch nicht unterschrieben sind. Das sei jedoch lediglich Formsache, sagte Schückhaus.

Als Zeithorizont für die Schaffung von Planungsrecht auf dem Areal hält Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners „anderthalb, zwei Jahre“ für realistisch. Man werde, angesichts der Tatsache, dass es sich bei dem Aurelis-Areal um das Filetgrundstück in der Stadt schlechthin handelt, aber sicher keine unüberlegten Schnellschüsse wagen, fügte Schückhaus hinzu.

Mit dem Ankauf des Geländes und dem damit verbundenen Aus für einen Hornbach-Baumarkt ist zudem der Weg für die Baumarktkette Hellweg frei, den leerstehenden ehemaligen Max-Bahr-Markt an der Lürriper Straße zu übernehmen. Dies war davon abhängig gemacht worden, dass ausgeschlossen werden kann, dass in unmittelbarer Nähe durch Hornbach eine Konkurrenzsituation entsteht. Dies ist nun definitiv vom Tisch.