Stolpersteine: Verbeugung vor NS-Opfern
Zeichen gegen das Vergessen – der Kölner Künstler Gunter Demnig hat weitere Gedenksteine im Stadtgebiet verlegt. Die Messingplatten erinnern an Juden, die in der NS-Zeit deportiert wurden.
<strong>Mönchengladbach. Das Ehepaar Friedrich und Hedwig Joseph lebt lange Zeit gemeinsam mit Sohn Hans Hugo an der Dünner Straße 172 in Neuwerk. Doch 1941 werden Friedrich und Hedwig Joseph nach Riga deportiert, Hedwig stirbt im Konzentrationslager Stutthof, Ehemann Friedrich wird im Jahr 1942 in Salaspils (Lettland) ermordet. Auch Sohn Hans Hugo wird Opfer des NS-Regimes, er wird nach Auschwitz deportiert und stirbt dort am 7. Mai 1943.
Drei goldene Steine erinnern an das Schicksal einer Familie
Heute erinnert sich niemand mehr an die Familie, doch wer jetzt an der Dünner Straße vorbeikommt, der wird über drei goldene Steine stolpern, die an die Familie und ihr Schicksal erinnern sollen. "Hier wohnte Friedrich Joseph, Jahrgang 1891, deportiert nach Auschwitz" ist auf einem der Steine zu lesen, die Künstler Gunter Demnig jetzt verlegt hat. Er will an die Opfer der NS-Zeit erinnern, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort die kleinen Gedenktafeln aus Messing in den Gehweg einlässt. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", lautet die Devise von Gunter Demnig. Mit den Steinen vor den Häusern hält er die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. "Die Steine sind durchaus würdevoll, denn jeder, der den Stein betrachten und die Inschrift lesen will, muss sich indirekt vor dem Toten verbeugen." 28 Stolpersteine sind jetzt im Stadtgebiet verlegt worden. Insgesamt gibt es 69 der Gedenksteine in Mönchengladbach. "160 versprochene Patenschaften stehen jedoch noch aus", erklärte Oberbürgermeister Norbert Bude. "Viele melden sich, um eine solche Patenschaft zu übernehmen, und auch die Hausanwohner unterstützen das Projekt." In anderen Städten hatte es hingegen bereits Proteste und Verbote wegen der Verlegung der Stolpersteine gegeben.Menschen ohne Grabstätte bekommen Ort des Gedenkens
Eine der neuen Paten ist Dagmar Pohl. "Als ich von diesem Projekt gelesen habe, war ich angetan. Denn ich will nicht, dass das Schicksal dieser Menschen vergessen wird." Schließlich hätten diese Menschen keine Grabstätte, keinen Ort, an dem an sie gedacht werden könne. Außerdem will Pohl, als Leiterin des Zentrums für Körperbehinderte tätig, mögliche Euthanasie-Opfer ausfindig machen, also Menschen die im NS-Regime aufgrund ihrer Behinderung ermordet worden sind. "Ich hab’ eine Anfrage an die Stadt gestellt und man will dem nachgehen", so Pohl.PATEN GESUCHT!
Weitere Stolpersteine: Zum Gedenken an ermordete jüdische Mitbürger wurden an folgenden Orten in Mönchengladbach verlegt: Sandradstraße 10, Bachstraße 163, Tiergartenstraße 23, Beecker Straße 15/38 und Trompeterallee 22.
Patenschaft: Für 95 Euro kann jeder eine Patenschaft für das Herstellen und Verlegen eines Stolpersteins übernehmen. Anfragen zu Patenschaften an die Stadt Mönchengladbach, Büro des Oberbürgermeisters, Kontakt Stephan Güttes; MG 25 25 08.
Informationen zu Stolpersteinen auch im Internet unter: