Streit um Lauben-WCs spitzt sich zu
Viele Kleingärtner haben ihre Lauben mit Küche und Bad eingerichtet. Doch das ist nicht erlaubt.
In Mönchengladbach ist die Kleingartenidylle gestört. Es scheiden sich die Geister an der Frage: Dürfen Lauben eine Toilette haben? Die Schrebergärtner, die am Samstag auf die Straße gingen, um zu demonstrieren, finden: Ja, auf jeden Fall. Doch es gibt auch andere Meinungen im Mönchengladbacher Kreisverband der Kleingärtner.
Viele Schrebergärtner haben sich im Laufe der Jahre in ihren Lauben gemütlich eingerichtet. Dazu gehören nicht selten eine komplett eingebaute Küche, Stromanschluss und ein WC. Doch das ist ein Problem. Denn laut Bundeskleingartengesetz darf weder Wasser noch Strom in die Lauben geleitet werden. So will man verhindern, dass Lauben verkappte Wochenendhäuschen werden. Nicht zum Wohnen, sondern zur Unterstützung der gärtnerischen Arbeiten sind die Unterstände gedacht. Stattdessen wird dort auch gerne mal gegrillt, eine Party gefeiert oder übernachtet.
Das hat bislang niemanden so richtig gestört. Erst als 2012 ein Nachbar des Kleingartenvereins Alsbroich die Behörden darauf aufmerksam machte, dass ein Pächter eine Toilette in seiner Laube habe und mutmaßte, das Abgespülte werde einfach so in den Boden geleitet, geriet das stille Laubenpieper-Örtchen in die öffentliche Diskussion. Das berichtet der Vorsitzende des Kreisverbandes der Gartenfreunde, Kurt Liedtke. Eine Überprüfung der Gartenparzelle ergab, dass es keine Genehmigung für das Lauben-WC gab und auch kein Auffangbecken im Boden. Prompt kam die Abrissverfügung der Stadt. Seitdem denkt man im Kreisverband der Kleingärtner über eine neue Gartenordnung nach, die klare Richtlinien schaffen soll, was in die Laube rein darf und was nicht. „Eine Schrebergartenanlage ist kein gesetzesfreier Raum“, sagt Liedtke. In der „Soko Gartenordnung“ diskutieren nun drei Vertreter des Kreisvorstandes, vier Vereinsvorsitzende — darunter Marita Floer von der Anlage Alsbroich, die am Wochenende mitdemonstrierte — und ein Vertreter der Stadt, wie die neuen Richtlinien aussehen sollen. Und so lange dort beraten wird, gibt es einen Baustopp für WCs in den Schreberanlagen der Stadt.
Im Gegensatz zu Marita Floer ist Kurt Liedtke dafür, keine Toiletten mehr in Lauben zuzulassen. Der Verband könne nicht kontrollieren, ob alle 2700 Kleingärtner in den 50 Anlagen Lauben-Toiletten mit ordnungsgemäßen Auffangbecken hätten. An die Kanalisation sind nur die Vereinshäuser angeschlossen. Die haben zwar Toilettenanlagen, sind jedoch nicht ständig geöffnet, weil häufig ein Betreiber fehlt. Liedtke verweist außerdem auf Gerichtsurteile, nach denen Kleingärtner plötzlich zu einer Zweitwohnungssteuer verdonnert wurden, nachdem herausgekommen war, dass die Lauben wohnlich einrichtet sind. „Wir müssen unsere Pächter davor warnen, dass so etwas passieren kann“, sagt er. Zurzeit zahlen Kleingärtner zwei Cent pro Quadratmeter für die gärtnerische Nutzung von „Weide- und Grabeland“. „Diese Pachtpreisbindung wollen wir nicht gefährden“, sagt Liedtke. Mit Steuern müssten 3,50 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Das könnten sich viele nicht leisten, und das wolle man als Verband nicht, so Liedtke. Er schließt nicht aus, dass die Lauben-WCs bald ein Fall fürs Gericht werden. Von einigen Seiten seien schon Anwälte beauftragt worden.